Herbstprogramm 2020


 

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CLIO Veranstaltungen im Herbst 2020


Alle Veranstaltungen finden unter den aktuellen Anforderungen und Richtlinien gegen die COVID-19 Pandemie statt.


 

 

Comrade Conrade – Ein Name für eine Straße

Buchpräsentation und Gesprächsrunde


Ein interdisziplinäres Kunst-, Forschungs- und Friedensprojekt zum 100jährigen Gedenken an den Beginn des demokratischen Staates Österreich in Graz 2016–2019. Ein loses Netzwerk an Personen, Vereinen, Institutionen untersuchte den Zustand von Demokratie und Frieden auf der Straße anhand der Conrad-von-Hötzendorf-Straße. Wie sieht Geschichtsschreibung durch Zeichen des öffentlichen Raumes aktuell aus? Wie stellen wir uns eine Zukunft gemeinsam vor?
Die Conrad-von-Hötzendorf-Straße ist einer der großen Boulevards von Graz. Die Straße ist einerseits durch die hohe Dichte sowohl an demokratiepolitisch wichtigen Institutionen als auch an populären Landmarken relevant. Andererseits ist sie auch durch ihre Benennung nach dem k.u.k. Feldmarschall Franz Conrad von Hötzendorf immer wieder im Fokus.
In Texten von 34 Autorinnen und Autoren beleuchtet der von Nicole Pruckermayr herausgegebene Sammelband die Straße aus unterschiedlichsten Perspektiven wie Erinnerungskultur, Intersektionalität, Stadtanthropologie und zeitgenössische Kunst.

Der Historiker Gerald Lamprecht, die Kulturanthropologin Judith Laister, Direktor des GrazMuseums Otto Hochreiter sowie die Künstlerin und Kuratorin Nicole Pruckermayr diskutieren mit dem Historiker Heimo Halbrainer über das Projekt, seine Zugänge, Straßenbenennungen und Denkmalstürze.

Mittwoch, 16. September 2020, 18.00 Uhr

GrazMuseum, Sackstraße 18, 8010 Graz

Eine Veranstaltung von CLIO, dem Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz, Institut für Kulturanthropologie und GrazMuseum

 



Vom Margaretenbad bis zur Villa Loewi – Jüdisches Leben in Geidorf

Rundgang

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sich vermehrt auch Jüdinnen und Juden in Graz niederlassen und 1863 eine eigene Gemeinde gründen. Viele kamen aus den umliegenden Regionen der Habsburgermonarchie, vor allem aus Westungarn, und ließen sich zunächst in den traditionellen Zuwandererbezirken der Murvorstadt, in Lend und Gries nieder. Mit der Verankerung in Graz und dem sozialen Aufstieg setzte über die Jahre eine innerstädtische Migration von den „ärmlicheren“ Bezirken in die bürgerlichen Bezirke Geidorf und St. Leonhard ein.
Im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der Karl-Franzens-Universität haben Studierende gemeinsam mit Heimo Halbrainer und Gerald Lamprecht einen Rundgang durch das „Jüdische Geidorf“ erarbeitet. Dieser Rundgang geht der Geschichte einiger der jüdischen BewohnerInnen von Geidorf nach und erzählt anhand einzelner Schicksale ihre Geschichte.

Heimo Halbrainer und Gerald Lamprecht (Historiker, Graz)
Donnerstag, 17. September 2020, 16.00 Uhr
Treffpunkt: Margaretenbad, Grillparzerstraße 10, 8010 Graz

Eine Veranstaltung von CLIO, Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz und der Grätzelinitiative Margaretenbad



„Schritte durch Graz“ – Orte der Opfer, Orte der Täter, Orte des Widerstands
Historischer Stadtspaziergang

Die Grazer Oper zeigt „Die Passagierin“, eine Oper von Mieczys?aw Weinberg nach dem gleichnamigen Roman der polnischen Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz. Darin hat Zofia Posmysz ihre Erinnerungen durch den Blickwinkel einer Täterin im Jahr 1960 verarbeitet, die zurückführen ins Vernichtungslager nach Auschwitz.
Im Rahmenprogramm zur Oper „Die Passagierin“ führt der Rundgang zu den Spuren der Täter, Opfer und des Widerstands gegen den Nationalsozialismus von 1938 bis 1945 in Graz. Er führt aber auch zu Orten der Erinnerung und des Gedenkens und erzählt, wie auch hier bald schon nach der Befreiung die Zeit des Nationalsozialismus verdrängt wurde.

Heimo Halbrainer (Historiker)
Sonntag, 27. September 2020, 11.00 Uhr
Treffpunkt: vor der Oper Graz

Oper Graz in Kooperation mit CLIO



Für die Freiheit Österreichs! Bei den Partisanen und im Ersten Österreichischen Bataillon
Buchpräsentation

Als im Frühjahr 1944 Widerstandskämpfer in Kapfenberg verhaftet wurden, mussten in Graz Franz und Aurelia Mikusch untertauchen. Sie flohen zu den slowenischen Partisanen, in deren Reihen sie bis Mai 1944 kämpften, ehe Aurelia Mikusch als Krankenschwester ins Spital der 31. Partisanen-Division überstellt und Franz Mikusch in die Propagandaabteilung eingegliedert wurde, wo er u.a. Flugblätter schrieb, die sich an deutsche Soldaten richteten. Im März 1945 kamen beide in das Erste Österreichische Bataillon, in dessen Reihen sie an der Einnahme von Ko?evje (Gottschee) am 3. Mai und dem Einmarsch in Ljubljana am 9. Mai 1945 beteiligt waren. Franz Mikusch führte in dieser Zeit Tagebuch und schrieb nach seiner Rückkehr mehrere Texte über seine Tätigkeit im Widerstand. Diese Beiträge, wie auch die Texte, die er in der Zeitung der Partisanen geschrieben hat, werden mit dem Tagebuch veröffentlicht und mit einer Einleitung und weiteren historischen Informationen, Bildmaterial und Dokumenten über ein beinahe vergessenes Kapitel über Österreicher, die aktiv für die Befreiung vor 75 Jahren gekämpft haben, ergänzt.

Heimo Halbrainer (Historiker) und Alex Mikusch (Enkel von Franz Mikusch, Sozialpädagoge)
Mittwoch, 30. September 2020, 18.00 Uhr
GrazMuseum, Sackstraße 18, 8010 Graz


 


Graz zwischen 1930 und 1970 – oder „Uns gehört die Zukunft!“

Kuratorenführung

Die Ausstellung und der Katalog erinnern an Uto Laur, einen in Vergessenheit geratenen Grazer Amateurfotografen und -filmer. 1904 in einem Vorort von Kursk geboren, übersiedelte Uto Laurs Familie 1907 zu den Großeltern mütterlicherseits nach Graz. Der sonntägliche Besuch des 1906 gegründeten ersten Grazer Kinos gemeinsam mit seiner Mutter hat Laurs Lebensweg entscheidend beeinflusst. Nach einer beruflichen Odyssee als Praktikant bei der Großdeutschen Partei, in einer Bank und schließlich im Filmgeschäft begann er 1931, mit 27 Jahren, als Operateur im Ton-Kino zu arbeiten. Diesen Beruf übte er bis zu seiner Pensionierung aus.
Laur beschäftigte sich darüber hinaus auch selbst mit dem Medium Film und war zudem als Fotograf aktiv. Einige seiner Fotografien gehören zum Bildergedächtnis von Graz.

Führung durch die Ausstellung mit Heimo Hofgartner (Multimediale Sammlungen) und Heimo Halbrainer
Sonntag, 4. Oktober 2020, 11.00 Uhr
Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz

Die Ausstellung ist noch bis zum 4. Oktober im Museum für Geschichte zu sehen.

Eine Veranstaltung der Multimediale Sammlungen/Universalmuseum Joanneum und CLIO



„Meine Mama war Widerstandskämpferin.“
Netzwerke des Widerstands und dessen Bedeutung für die nächste Generation

 

Buchpräsentation und Diskussion

Der organisierte Widerstand gegen den Nationalsozialismus wird zumeist männlich gedacht – doch auch Frauen betätigten sich: Wer waren diese Frauen? Wie waren sie organisiert?
Junge Frauen im Widerstand wurden nach der Niederschlagung des Nationalsozialismus zu Müttern, die eine neue Generation prägten: Welchen Beitrag zur Demokratisierung haben sie geleistet?
In Interviews mit Söhnen und Töchtern der Widerstandskämpferinnen wurden nicht nur die Auswirkungen der Widerstandstätigkeit auf Mutter und Familie, sondern auch die innerfamiliäre Tradierung von Narrativen sowie politischem Bewusstsein ergründet.

Helga Amesberger und Brigitte Halbmayr (Politikwissenschaftlerinnen, Wien)
Mittwoch, 7. Oktober 2020, 18.00 Uhr
Infocafé Palaver, Lendplatz 38, 8020 Graz

Eine Veranstaltung des Vereins Frauenservice und CLIO


 


Der Erste Weltkrieg aus jüdischer Perspektive

Buchpräsentation und Podiumsgespräch

Die 100. Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkrieges im Jahr 2014 lenkte weltweit großes Augenmerk auf die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Wissenschaftliche Projekte, Tagungen, Publikationen aber auch vielfältige mediale Beiträge von Sonderheften bis hin zu Fernsehdokumentationen und Radio-Featuren setzten sich mit den unterschiedlichsten Aspekten des Krieges und seinen Nachwirkungen auseinander.
Am Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz wurden in den letzten Jahren verschiedene Studien zu den spezifisch jüdischen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges durchgeführt. Die Präsentation von vier daraus hervorgegangenen Publikationen soll Anlass für eine Reflexion darüber sein, inwieweit sich die Forschungen zum Ersten Weltkrieg seit dem Jahr 2014 gewandelt haben und inwieweit der „Hype“ des Centenniums auch nachhaltig die Forschungen und Perspektiven verändert hat.

Moderation: Helmut Konrad (Graz)
DiskutantInnen: Dieter Hecht (Wien), Daniel Hoffman (Düsseldorf), Gerald Lamprecht (Graz), Eleonore Lappin-Eppel (Wien), Olaf Terpitz (Graz), Ulrich Wyrwa (Berlin)

Dienstag, 13. Oktober 2020, 18.00 Uhr

GrazMuseum, Schloßberg, Kanonenhalle, 8010 Graz

Eine Veranstaltung des Centrums für Jüdische Studien der Universität Graz und CLIO


 


„Schritte durch Graz“ – Orte der Opfer, Orte der Täter, Orte des Widerstands

Historischer Stadtspaziergang

Die Grazer Oper zeigt „Die Passagierin“, eine Oper von Mieczys?aw Weinberg nach dem gleichnamigen Roman der polnischen Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz. Darin hat Zofia Posmysz ihre Erinnerungen durch den Blickwinkel einer Täterin im Jahr 1960 verarbeitet, die zurückführen ins Vernichtungslager nach Auschwitz.
Im Rahmenprogramm zur Oper „Die Passagierin“ führt der Rundgang zu den Spuren der Täter, Opfer und des Widerstands gegen den Nationalsozialismus von 1938 bis 1945 in Graz. Er führt aber auch zu Orten der Erinnerung und des Gedenkens und erzählt, wie auch hier bald schon nach der Befreiung die Zeit des Nationalsozialismus verdrängt wurde.

Heimo Halbrainer (Historiker)
Sonntag, 18. Oktober 2020, 11.00 Uhr
Treffpunkt: vor der Oper Graz

Oper Graz in Kooperation mit CLIO


 


Widerstand in Kapfenberg

Vortrag

Zentren des Widerstands gegen den Nationalsozialismus befanden sich in der Obersteiermark, wo die organisierte Arbeiterbewegung und bewaffnete Gruppen der „Österreichischen Freiheitsfront“ aktiv waren. Gegen diese Organisationen ging der NS-Staat mit Härte und Terror vor. Die Gestapo nahm mehrere Tausend Mitglieder und Unterstützer dieser Widerstandsgruppen fest und überstellte sie in Konzentrationslager oder übergab sie dem Volksgerichtshof, der hunderte Steirer/innen zum Tode verurteilte. Bevor diese hingerichtet wurden, durften sie noch einen letzten Brief schreiben. So schrieb etwa der am 10. Juli 1941 in Berlin-Plötzensee hingerichtete Kapfenberger Anton Buchalka seinen Eltern: „Von Weitem klingt so ein Todesurteil viel schrecklicher als es von der Nähe aussieht. Die eine Gewißheit mag für Euch und auch für alle übrigen Familienmitglieder maßgebend sein: Ich habe Euch nie Schande bereitet und kann auch heute noch jedem offen und ehrlich ins Auge sehen und bin mir keiner gemeinen Schuld bewußt, also braucht Ihr Euch meiner nicht zu schämen. Daß ich immer offen und ehrlich für die Arbeiter und für den Sozialismus eingetreten bin, ist meine einzige Schuld, die ich mir selber beimesse, für die ich aber auch immer mit meiner Freiheit bezahlt habe.“
Neben einen Überblick über den Widerstand in Kapfenberg wird aus diesen Briefen gelesen und so einzelne Widerstandskämpfer mit ihren letzten Worten vorgestellt.

Heimo Halbrainer (Historiker, Graz)
Mittwoch 21. Oktober 2020, 18.30 Uhr
Kulturzentrum Kapfenberg, Mürzgasse 3, 8605 Kapfenberg

Eine Veranstaltung der Stadtgemeinde Kapfenberg und CLIO


 


Europäische Lese

Lesung und Buchpräsentation

Nach seiner vielbeachteten Groteske um Engelbert Dollfuß, Plädoyer eines Märtyrers, legt der steirische Autor Peter Veran nun sein zweites Buch vor. Hier präsentiert er sich von einer völlig anderen, überraschenden Seite: als Lyriker jenseits aller lyrischen Moden und als passionierter Leser im mehrfachen Sinne des Wortes. Veran wandert durch die Haupt- und Seitentrakte einer imaginären Bibliothek, die den Geist Europas, seiner Rebellen und Außenseiter, aufbewahrt und lebendig erhält. Zugleich blättert er im Buch seines Lebens. Den Blick stets auf andere gerichtet – Zeitgenossen und Persönlichkeiten ferner Epochen, Berühmte und Verkannte, unruhige, schöpferische Geister allesamt –, schärft er sein eigenes Profil und zeichnet, in vielen Variationen, sein eigenes Bild: einmal überschwänglich, einmal melancholisch, einmal zornig, einmal zart, einmal polemisch und dann wieder leise und verhalten, einmal selbstbewusst und dann wieder voller Zweifel an sich selbst, immer aber von einer tiefen, ungebrochenen Freude am Dasein erfüllt.


Lesung: Peter Veran (Graz)
Moderation: Christian Teissl

Peter Veran ist das literarische Pseudonym des Juristen und Historikers Werner Anzenberger.

Dienstag, 27. Oktober 2020, 19.00 Uhr
Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz


 


Der Koffer des Bruno Kurzweil

Vortrag

Anfang November zeigt Next Liberty das Stück „Der Koffer der Adele Kurzweil“ von Thilo Reffert und Manfred Theisen. Hintergrund des Stücks ist die Geschichte der Grazer Familie Kurzweil, die 1938 aus rassistischen Gründen von Graz nach Frankreich fliehen musste und die 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde. Während im Stück und im gleichnamigen Roman von Manfred Theisen das Leben der damals 17jährigen Adele im Mittelpunkt steht, wird im Vortrag die Geschichte des Grazer Juristen Bruno Kurzweil vom Rechtsanwalt der Kanzlei des Unterstaatssekretärs für Justiz und späteren Mitglieds des Verfassungsgerichtshofs Arnold Eisler über seine Tätigkeit als Anwalt der steirischen Sozialdemokratie bis hin zum „Verwalter der Hinterlassenschaft“ der österreichischen Sozialdemokratie in Frankreich nachgezeichnet, wo Bruno Kurzweil für die Betreuung der hier gestrandeten Familien der Sozialdemokratischen Partei zuständig war.

Heimo Halbrainer (Historiker, Graz)
Donnerstag, 29. Oktober 2020, 18.30 Uhr
Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz

CLIO in Kooperation mit dem Museum für Geschichte/Universalmuseum Joanneum


 


„So ich noch lebe…“ Meine Annäherung an den Großvater.
Eine Geschichte von Mut und Denunziation

Lesung

Eine persönliche und bewegende Spurensuche: die Geschichte einer Denunziation im Dritten Reich. Lange vor der Geburt seines Enkels Wolfgang wird Hugo Paterno umgebracht. Der Zollbeamte aus Vorarlberg und streng gläubige Katholik wird Opfer der im Nationalsozialismus so alltäglichen wie folgenschweren und erbarmungslosen Praxis der Denunziation: Einer Aussage eines Arbeitskollegen gemäß habe er sich abfällig über das NS-Regime geäußert, was ihm eine Strafversetzung nach Innsbruck einbringt. Eine weitere Denunziation trennt ihn nicht nur räumlich von seiner Familie, sondern kostet ihn das Leben: 1944 wird Hugo Paterno in München-Stadelheim hingerichtet. Zurück bleiben eine alleinerziehende Mutter, vier Halbwaisen und viele offene Fragen.

Dienstag, 3. November 2020, 19.00 Uhr
Lesung: Wolfgang Paterno
Moderation: Agnes Altziebler, Heimo Halbrainer

Eine Veranstaltung des Literaturhauses Graz mit CLIO


 


Jugendbewegungen in Diktatur und Demokratie

Ausstellung

Im Ausstellungsprojekt „Was bewegt die Jugend? Kann die Jugend was bewegen?“ setzten sich steirische Schülerinnen und Schüler in einem offenen Dialog mit WissenschafterInnen, ExpertInnen und LehrerInnen mit Fragen auseinander, was die Jugend in diesem Jahrhundert bewegt hat bzw. was Jugendliche bewegen konnten und kann. Die Themenpalette reicht von Fragen, welche Formen des Widerstands Jugendliche während der Zeit des Nationalsozialismus ausübten, über Fragen, welche Rolle sie bei den Protesten gegen Umweltzerstörung oder in verschiedenen Demokratiebewegungen in den letzten Jahrzehnten spielten, bis hin zur Frage, welche Bedeutung unterschiedliche Musikrichtungen für Jugendbewegungen hatte und hat.

Das Projekt ist ein Teil der historischen Auseinandersetzung des Landes Steiermark anlässlich des österreichischen Gedenktages gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Für die Umsetzung verantwortlich zeichnen CLIO und erinnern.at_steiermark.

Die Ausstellung ist vom 28. September bis 2. November 2020 frei zugänglich im Innenhof des Landhauses, Herrengasse 16, 8010 Graz zu sehen.


 


„Ob Nord, Süd, Ost oder West, zu Haus ist´s am best“
Zu historischen und aktuellen Diskursen der Ab- und Ausgrenzung

Symposium

Zahlreich sind jene Ethnisierungen und Kulturalisierungen, die sich aus stereotypen Zuschreibungen entlang geographisch imaginierter Grenzlinien speisen. Seien es Klischees über sogenannte „Südländerinnen“, die angeblichen Gefahren aus dem „Osten“, das Klischee eines wilden „Balkans“ oder die erotisch aufgeladene Exotik des „Orients“ aus 1001 Nacht.
Die Verallgemeinerung der Anderen als gefährlich, minderwertiger, kulturell unbedeutend bzw. als naturnaher oder unverdorbener hat nicht nur in Österreich eine lange Geschichte.
Und es ist eine Geschichte, die bis heute unser Denken in vielfältiger Weise mitbestimmt. So ließen sich in Verbindung mit den Fluchtbewegungen in den letzten Jahren vermehrt Vereinfachungen und Teilungen der Welt beobachten, bei welchen Angehörigen aus so genannten „fremden Kulturkreisen“ pauschal die vermeintliche Kultiviertheit des „Westens“ abgesprochen wird, die es sodann in Wertekursen zu erlernen gibt.
In den Vorträgen konzentrieren wir uns aus verschiedenen Perspektiven auf jene Bilder über die vermeintlichen „Anderen“, damit verbundene Pauschalisierungen, ihre Funktionen und was sie auch über „Uns“ aussagen. Am Beispiel des Irans betrachten wir zudem, wie der „Westen“ bzw. „Europa“ als positiv verklärter Sehnsuchtsort eine große Faszination und Anziehungskraft ausübt.


Der Balkan als europäischer Mikrokosmos. Ideen Europas und seiner Grenzen
Florian Bieber (Politologe und Zeithistoriker)

Europas geteilter Himmel. Warum der Westen den Osten nicht versteht
Norbert-Mappes Niediek (Journalist und Fachautor)

Vom Sultan zum Cowboy oder: was uns die Zigarette über die Orient-Okzident-Beziehung erzählt
Joachim Hainzl (Sozialhistoriker)

Der Westen als Paradies. Über Projektionen und Wunschbilder von IranerInnen im Iran
Maryam Mohammadi (Fotokünstlerin und Kunsthistorikerin)

Freitag, 13. November, 14.00–18.00 Uhr
Afro-Asiatisches Institut, Leechgasse 22, 8010 Graz

Eine Veranstaltung von XENOS, in Kooperation mit CLIO und dem AAI


 


Opa, Rebell! Sepp Filz – Ein Donawitzer Arbeiter und Widerstandskämpfer

Theater und Buchvorstellung

Am 8. Mai 1945 übernahmen die Widerstandskämpfer rund um Sepp Filz die Macht im Bezirk Leoben. Sepp Filz war ein Schlosser aus Donawitz, der in den 1920er-Jahren jahrelang auf der Walz quer durch Europa und Nordafrika war, ehe er Anfang der 30er-Jahre wieder nach Donawitz zurückkehrte. Hier war er führend innerhalb der KPÖ aktiv, weshalb der bis 1938 mehrmals verhaftet wurde. Im Frühjahr 1943 floh er aus Donawitz und ging zu den slowenischen Partisanen. Als er Monate später wieder in die Obersteiermark zurückkehrte, baute er gemeinsam mit anderen in und um Leoben die Österreichische Freiheitsfront, eine Partisanenorganisation, auf, die gegen die Nationalsozialisten aktiv wurde. Nach der Befreiung 1945 galt es Zerstörungen durch die Nazis zu verhindern und das öffentliche Leben wieder in Schwung zu bringen. Diese Freiheitsfront bildeten Ausschüsse, die sowohl die Entnazifizierung als auch die Wiederaufnahme des öffentlichen Verkehrs, die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln oder die Wiederinbetriebnahme der Alpine-Werke durchführte. Bis Ende Juni 1945 war sie die zentrale politische Kraft im Bezirk und Sepp Filz ihr Kopf.

Das Theaterstück und das Buch erzählen die Geschichte des steirischen Widerstandskämpfers Sepp Filz, der bis 1950 führend in Leoben aktiv war, ehe er in der Steiermark Berufsverbot erhielt.

Buchvorstellung: Heimo Halbrainer (Historiker, Graz)
Theater: Geschichten im Ernst (Wien)
Freitag, 13. November 2020, 18.00 Uhr
Volkshaus Graz, 8020 Graz

Eine Veranstaltung von CLIO und dem KPÖ Bildungsverein



Trude Philippson-Lang: Erinnerungen einer Grazer Jüdin aus dem englischen Exil 1939-1942

 

Buchpräsentation

Im Herbst 1942 schreibt Trude Lang in Horwood House in England ihre Erfahrungen der Flucht vor den Nationalsozialisten aus Graz Anfang 1939 und der ersten Jahre in der Emigration in England nieder. Sie tut dies auf Englisch und der Titel ihres Textes On My Way to Adaption ist wie die Sprachwahl gleichsam programmatisch für ihren Willen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues Leben in einer neuen Heimat zu beginnen.
Trude Lang wurde 1915 in eine großbürgerliche Grazer jüdische Familie hineingeboren. Sie maturierte in Graz und konnte nach dem „Anschluss“ 1938 ihr Geschichtestudium noch mit einer „stillen Promotion“ abschließen. Ihr Text ist ein eindringliches Zeugnis für die äußeren und inneren Schwierigkeiten, mit denen Jüdinnen und Juden auf ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten konfrontiert waren.

Dieter A. Binder (Graz) und Gerald Lamprecht (Graz)
Freitag, 20. November 2020, 18.00 Uhr
Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz

Eine Veranstaltung von CLIO, dem Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz und dem Museum für Geschichte/Universalmuseum Joanneum


 


Widerstand und Wiederaufbau: Der Donawitzer Arbeiter und Widerstandskämpfer Sepp Filz

Film und Buchvorstellung

Der Kurzfilm „Helden oder Verräter“ zeigt die ehemaligen Partisanen Sepp Filz und Max Muchitsch, wie sie in ihrem seinerzeitigen Partisanenlager in der Nähe von Eisenerz von einem vergessenen Kapitel des österreichischen Widerstands erzählen. Diese weithin unbekannte Geschichte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus steht auch im Mittelpunkt des Buches über Sepp Filz. Daneben gibt das Buch aber auch einen Überblick über die Geschichte von Leoben-Donawitz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: von den sozialen und politischen Kämpfen am Vorabend des Ersten Weltkriegs und 1918/19, dem Hunger und der Not, dem Aufschwung und den Krisen der Zwischenkriegszeit, den politischen Auseinandersetzungen Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre. Es handelt aber auch davon, wie nach der Befreiung vom Nationalsozialismus 1945 Sepp Filz im Zentrum des Neubeginns im Bezirk stand und vom beginnenden Kalten Krieges.

Heimo Halbrainer (Historiker, Graz)
Donnerstag, 26. November 2020, 18.30 Uhr
Museumsturm Leoben, Kirchgasse 6, 8700 Leoben

Eine Veranstaltung von CLIO und der Stadtgemeinde Leoben