CLIO Herbstprogramm 2013  

Sabotage und Solidarität

Der Widerstand bei der Bahn in der Steiermark

Bereits sehr früh regte sich auf den Bahnhöfen und den Werkstätten der Bahn in der Steiermark Widerstand gegen das NS-Regime. Widerstand hatte bei der Bahn eine lange Tradition. Seit Ende des 19. Jahrhunderts gab es in der Steiermark immer wieder Streiks und Protestmaßnahmen und auch Solidarität mit den Verfolgten. Dies blieb auch nach dem „Anschluss“ 1938 aufrecht. Im Rahmen der „Roten Hilfe“ wurden die Familien der verfolgten Eisenbahner unterstützt und bald schon wurde mit Sabotageaktionen gegen Kriegstransporte begonnen. Das NS-Regime reagierte darauf mit besonderer Härte: über 60 steirische Eisenbahner wurden zum Tode verurteilt oder kamen in den Konzentrationslagern um.

Dr. Heimo Halbrainer (Historiker, Graz)

Dienstag, 22. Oktober 2013, 19.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

------------------------

Verfolgung – Flucht – Deportation

Die Eisenbahn und die Schattenseite der Moderne

Die Eisenbahn steht für Moderne und Modernisierung. Bahnhöfe werden im langen 19. Jahrhundert zu Fenstern in die weite Welt, in dem ferne Destinationen plötzlich auch für das Bürgertum in erreichbare Nähe rücken. Der Bahnbau steht für den Fortschritt in Belangen der Ingenieurskunst ebenso wie für die Industrialisierung. Mit der Eisenbahn sind aber unmittelbar auch die Schattenseiten der Moderne verbunden. Ohne sie ist der moderne Krieg, wie er sich in den zerstörerischen Schlachten des Ersten Weltkrieges an allen Fronten zeigte nicht vorstellbar. Erst durch die Bahn war es möglich Kriegs- und „Menschen“-Material in bislang unbekannten Dimensionen an die Fronten zu liefern. Und ohne Bahn ist letztlich auch der industrielle Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden nicht vorstellbar.

Der Vortrag beschäftigt sich mit den Schattenseiten der Eisenbahn und fasst dabei besonders die Entwicklungen der Steiermark und die Bedeutung der Südbahn ins Auge.

Dr. Gerald Lamprecht (Historiker, Graz)

Dienstag, 29. Oktober 2013, 19.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

Eine Veranstaltung von CLIO www.clio-graz.net

----------------------------

In Graz und andernorts

In Graz und andernorts

Lebenswege und Erinnerungen vertriebener Jüdinnen und Juden

Buchpräsentation mit Lesung

Mit dem 12. März 1938, dem Tag des „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich, setzte auch in Graz die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung ein. Das Leben der Jüdinnen und Juden war fortan gekennzeichnet von nationalsozialistischem Terror, von Entrechtung, Misshandlung und Beraubung sowie den Bemühungen, sich durch Flucht zu retten. Die Historikerin Victoria Kumar lässt über 30 Jüdinnen und Juden, die vor 1938 in Graz gelebt haben, in diesem Buch zu Wort kommen. Dabei erzählen sie vom Leben in Graz in den 1930er Jahren, ihren Erfahrungen nach dem „Anschluss“, ihrer Flucht, dem Leben in der neuen „Heimat“ und teilweise auch vom schwierigen Weg zurück.

Dr. Victoria Kumar (Historikerin, Graz)

Montag, 4. November 2013, 19.00 Uhr

Literaturhaus Graz / Elisabethstraße 30 / 8010 Graz

Eine Veranstaltung von CLIO www.clio-graz.net

-----------------------------

Die Erinnerungen des Grazer Rabbiners David Herzog

David Herzog

Buchpräsentation mit Lesung

Unmittelbar nach seiner Vertreibung aus Graz begann der letzte Rabbiner der Steiermark, David Herzog, mit dem Verfassen seiner Erinnerungen. Herzog, der 1908 nach Graz gekommen war und in der Folge für die Steiermark, Kärnten und bis 1918 auch für Krain zuständig war, war nicht nur Rabbiner und Religionslehrer, er wirkte auch als Professor an der Universität Graz und verfasste eine Vielzahl von wissenschaftlichen Arbeiten u.a. zum mittelalterlichen jüdischen Leben in der Steiermark.

Herzog war aber auch – wie seine Erinnerungen zeigen – ein Chronist seiner Zeit, der als 70jähriger im Londoner Exil auf die Jahre der Radikalisierung des politischen Klimas vor dem „Anschluss“ 1938 sowie den Terror, der ihm sowie den anderen Juden und Jüdinnen in Graz entgegenschlug, niederschrieb.

Dr. Heimo Halbrainer / Dr. Gerald Lamprecht / Mag. Andreas Schweiger (Historiker, Graz)

Dienstag, 12. November 2013, 19.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

Eine Veranstaltung von CLIO www.clio-graz.net

----------------------------

Diktatorpuppe zerstört, Schaden gering.

Kunst und Geschichtspolitik im Postnazismus

Buchpräsentation und Diskussion

In der Berliner Filiale von Madame Tussauds sitzt ein Wachshitler. Genügt es, ihm, wie 2008 geschehen, den Kopf abzureißen, um zu einer geschichtspolitischen Kultur beizutragen, die sich den Nachwirkungen des Nationalsozialismus in den Weg stellt? Im Buch analysieren Künstler/innen, Wissenschaftler/innen und Aktivist/inn/en die Kontinuitäten des Nationalsozialismus und beziehen dagegen Stellung.

Diskussion mit den Herausgeberinnen Lisa Bolyos und Katharina Morawek

Dienstag, 19. November 2013, 19.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

Eine Veranstaltung von CLIO www.clio-graz.net

----------------------------

Mauthausen-Cantata: Die Freiheit kam im Mai

Mauthausencantata

Buchpräsentation mit Lesung und Konzert

Iakovos Kambanellis zählt zu den bekanntesten Bühnen- und Filmautoren Griechenlands. Seine Popularität gründet sich ebenso auf die oft gespielten und gesungenen Vertonungen seiner Gedichte, besonders auf die weltweit bekannte „Mauthausen Cantata“, die von Mikis Theodorakis vertont wurde. Kambanellis war Häftling im Konzentrationslager Mauthausen. Im Buch schildert er die Zeit der Gefangenschaft, den Tag der Befreiung, den 5. Mai 1945, das Leben im Lager in den folgenden Monaten und die Kontakte mit der Bevölkerung in den nahen Dörfern und Bauernhöfen, das Leben des Aufbruchs in die Freiheit, die ersten Schritte in eine neue Epoche.

Elena Strubakis und Franz Richard Reiter lesen aus dem Buch von Iakovos Kambanellis „Die Freiheit kam im Mai“.

Konzert: Mauthausen Cantata (T: I. Kambanellis; M: M. Theodorakis)

Olga Kessaris & Ensemble „Symphonia”

Donnerstag, 21. November 2013, 20.00 Uhr

Literaturhaus Graz / Elisabethstraße 30 / 8010 Graz

Eine Veranstaltung vom Literaturhaus Graz und CLIO

…………………………….

Ari heißt Löwe

Ari_Rath

Ari Rath liest aus seinen Erinnerungen

Der in Wien als Sohn galizischer Juden geborene Journalist Ari Rath war oft Zeuge einschneidender Ereignisse in Politik und Zeitgeschichte, die er nun in einem sehr persönlichen Buch aufgeschrieben hat. Er berichtet darin vom „Anschluss“ und der Flucht aus Österreich, vom harten Leben im Kibbuz, von seinen Jahren in den USA im Dienst der zionistischen Jugendbewegung und dem mühsamen Aufbau des Staates Israel. Und er erzählt von seiner Zeitung, der „Jerusalem Post“, bis zum Ende seiner Tätigkeit als Chefredakteur das Sprachrohr eines politisch liberalen Israel, und seinen Begegnungen als Journalist mit Adenauer und Ben-Gurion, Brandt, Schmidt und Sadat.

Montag, 25. November, 19.00 Uhr

Festsaal

im Meerscheinschlössl, Mozartgasse 3, 8010 Graz

Eine Veranstaltung von CLIO, Centrum für Jüdische Studien, erinnern.at

 

----------------------------

Es war nicht immer so.

Leben mit Behinderung in der Steiermark zwischen Vernichtung und Selbstbestimmung 1938 bis heute

Euthanasie

Buchpräsentation

Über 2.000 Steirerinnen und Steirer wurden während der NS-Zeit ermordet, weil sie psychisch krank oder behindert waren, als aufsässig, erblich belastet oder einfach verrückt galten. Sie wurden von der Grazer Anstalt „Am Feldhof“ und seinen Zweigstellen sowie den Siechenanstalten in Knittelfeld oder Kindberg ins oberösterreichische Schloss Hartheim transportiert und dort ermordet. Nach dem Ende der NS-Herrschaft wurden diese Verbrechen rasch vergessen, verdrängt und tabuisiert. Die ideologischen Grundlagen für diese Morde, die ihren Ursprung bereits im 19. Jahrhundert hatten, die Rassenhygiene und die Höherzüchtungsphantasien, sind aber mit dem Untergang des Regimes nicht einfach verschwunden.
Der Umgang mit Menschen mit Behinderung unterlag in der Zweiten Republik einem Wandel, der von der „Verwahrung“ in oft abseits gelegenen Anstalten sich hin zu einem selbstbestimmten Leben entwickelt hat und zur heute angestrebten gesellschaftlichen Teilhabe führen soll.


Dienstag, 3. Dezember, 18.00 Uhr
GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

und

Dienstag, 10. Dezember, 18.00 Uhr
Galerie K / Kirchplatz 3 / 8650 Kindberg

>top<