CLIO HERBSTPROGRAMM 2023
Herbstprogramm zum Download hier (pdf)
Vor 85 Jahren wütete der NS-Terror auch in Graz. Immer wieder kam es zu Verhaftungen und Misshandlungen von politischen Gegner:innen sowie Jüdinnen und Juden, denen im Zuge der sogenannten „Arisierung“ auch deren Geschäfte und Wohnungen geraubt wurden. Nach dem Novemberpogrom wurden sie ins KZ Dachau überstellt und 1939 aus Graz vertrieben. Diese NS-Verbrechen zeigen wir in der von uns in Kooperation gestalteten Ausstellung Warum? Der Nationalsozialismus in der Steiermark im Museum für Geschichte. Im Rahmen des steirischen herbst23 gehen wir in der Ausstellung Annenstraßen – Schatten der Vergangenheit in den Schaufenstern von Geschäften in der Annenstraße der Geschichte der „Arisierung“ in dieser Straße nach und thematisieren zudem die Geschichte dieser Straße. Neben Graz, der ehemaligen „Stadt der Volkserhebung“, wie sich die Stadt auf Grund ihre „Verdienste“ um die Etablierung des NS-Regimes ab 1938 nennen durfte, hat sich der NS-Terror aber auch in anderen Teilen des Landes eingeschrieben. Dieser verdrängten Geschichte gehen wir in der Ausstellung Kontaminierte Landschaften nach. Darüber hinaus gibt es im Herbst noch zahlreiche Vorträge, Rundgänge, Buchpräsentationen und Lesungen, wie etwa jene von Georg Friedrich Haas, der das Fortwirken des Nationalsozialismus nach 1945 in seinen Erinnerungen festhält.
SEPTEMBER
Pavel Braila: Event Horizon (2023) Video im Rahmen der Gruppenausstellung Church of Ruined Modernity
Pavel Brailas neue Drei-Kanal-Videoinstallation befasst sich mit den Spuren der Geschichte, die man in Graz findet – einer Stadt, die sich noch immer vom gewalttätigen 20. Jahrhundert erholt. Braila besucht die Annenstraße, einst eine blühende Einkaufsstraße, die von der Enteignung jüdischer Geschäftsleute im Jahr 1938 stark betroffen war. Heute sind die Bewohner:innen der Annenstraße größtenteils nicht österreichischer Herkunft und umfassen migrantische Communitys aus dem Nahen Osten, Zentralasien, dem Kaukasus und anderen Teilen der Welt.
Eröffnung: Donnerstag, 21. September 2023, 13.00 - 19.00 Uhr Minoritenkloster und Minoritenzentrum Graz, Mariahilferplatz 3, 8020 Graz
Öffnungszeiten: 22. September bis 15. Oktober 2023, Dienstag bis Sonntag, 11.00–19.00 Uhr In Auftrag gegeben und produziert von steirischer herbst 23. In Kooperation mit CLIO
Mateja Bucar: Annenlinie (2023)
In ihrer choreografischen Intervention in der Annenstraße widmet sich Mateja Bucar der beunruhigenden Grazer NS-Vergangenheit und den tiefen Narben, die sie in der Stadt hinterlassen hat. Einst war die Annenstraße eine belebte Einkaufsstraße, in der viele Geschäfte von jüdischen Familien geführt wurden. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurden sie enteignet. Mit einer Menschenkette stoppt Bu?ar vorübergehend den Verkehr und verbindet die Eingänge der Gebäude, aus denen jüdische Geschäfte entfernt wurden.
Samstag, 23. September 2023, 10.30 Uhr Treffpunkt: zwischen Annenstraße 50 und 52 In Auftrag gegeben und produziert von steirischer herbst 23. In Kooperation mit CLIO
Die Prenninger – Ein Beitrag zur steirischen Kultur- und Widerstandsgeschichte Buchpräsentationen
So klein die Ortschaft Prenning im Übelbachtal auch ist, in der steirischen Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts wie auch in der Geschichte des Widerstands spielt sie eine große Rolle. Im Landhaus der Papier- und Pappendeckelfabrik Feuerlöscher, das etwas abseits von der Fabrik in einer wunderschönen Landschaft lag, trafen sich Anna, Herbert und Lily Feuerlöscher in den 1930er-Jahren mit Vertretern der Grazer Sezession, Journalisten und Schriftstellern wie Herbert Eichholzer, Axl Leskoschek, Walter Ritter, Kurt Neumann, Anna-Lülja Simidoff u.a. Überzeugt von ihren demokratischen und sozialkritischen Einstellungen kämpften sie – zum Teil gemeinsam – politisch gegen die reaktionäre Entwicklung Österreichs und verfolgten gleichzeitig als Künstlerinnen und Künstler ihr Projekt der Moderne. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten mussten einige ins Ausland fliehen, andere blieben hier und wirkten teils führend im Widerstand. Das Buch erzählt die Geschichte dieser Menschen.
Sonntag, 24. September 2023, 12.00 Uhr Prenning’s Garten, Übelbacherstraße 159, 8121 Prenning Das Buch wird vom Verein prenninger gespräche im Rahmen des Projektes „Bibliothek Haus des Widerstands“ beim steirischen herbst 23 vorgestellt.
Liverpool – Donawitz Buchpräsentation mit Film und musikalischer Begleitung
Film: Vielleicht is des Unguade guad (Donawitz), ORF, 1970 Lesung: Franz Stephan Parteder Musik: Christian Masser
Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war Franz Stephan Parteder ein bekannter Name in der Pop-Musik-Szene. Lange bevor die späteren Größen des Austropop ihre meist in Wiener Mundart vorgetragenen Hits landeten, entstanden seine Nachdichtungen von Songs der Beatles, Kinks und anderer in steirischer Mundart, die unter anderem in der Kleinen Zeitung oder der Arbeiter-Zeitung abgedruckt wurden. Anlässlich seines 75. Geburtstags erscheint dieser Schatz als ein Stück vergessener steirischer Literaturgeschichte erstmals in Buchform. Ein zweiter Teil umfasst neue auf Hochdeutsch verfasste Gedichte, die eine andere lyrische Saite des Dichters zum Klingen bringen.
Donnerstag, 28. September 2023, 18.30 Uhr Museumsturm Leoben, Kirchgasse 6, 8700 Leoben Eine Veranstaltung der Stadtgemeinde Leoben und CLIO
Annenstraßen – Schatten der Vergangenheit Ausstellung und Rundgang
Mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz wurde Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue Straße vom Zentrum von Graz zum Bahnhof geschaffen – die Annenstraße. Sie entwickelte sich zu der Grazer Geschäftsstraße und einer Bühne der modernen Warenwelt. Hier ließen sich auch zahlreiche jüdische Kaufleute nieder, die immer wieder mit antisemitischen Kampagnen oder Übergriffen konfrontiert waren. Mit der Machtübernahme der Nazis 1938 wurden die jüdischen Besitzer:innen verfolgt, beraubt und zur Ausreise gezwungen. Die Geschäfte und Gewerbebetriebe wurden „arisiert“ bzw. liquidiert. Während einige sich im Exil eine neue Existenz aufzubauen konnten, wurden andere deportiert und ermordet. Nach 1945 kam es zu mühevollen Verfahren der Rückstellung von geraubtem Besitz – und jahrzehntelangem Schweigen. Die Ausstellung und der Rundgang entlang der Annenstraße gehen der Geschichte der Straße nach und erzählen zudem von den jüdischen Kaufleuten und was aus ihren Geschäften geworden ist.
Rundgang mit Heimo Halbrainer, Joachim Hainzl, Gerald Lamprecht Treffpunkt: Annenstraße 64 (Ecke Babenbergerstraße), 8020 Graz Samstag, 30. September 2023, 14.00 Uhr
Ausstellung in den Schaufenstern der Geschäfte in der Annenstraße 30. September bis 15. Oktober 2023 Kuratoren Heimo Halbrainer, Joachim Hainzl, Gerald Lamprecht
Eine Kooperation von CLIO und Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz im Rahmen des steirischer herbst ’23
OKTOBER
Mandls falsche Memoiren Lesung
Das einzig fiktionale an diesem aberwitzigen Schurkenroman ist der Erzähler. Die beschriebenen Ereignisse sind ebenso real wie die Lebensgeschichte des Waffenfabrikanten Fritz Mandl unglaublich ist, der sein Vermögen mit der illegalen Aufrüstung der deutschen Reichswehr und mit Waffenschmuggel für Mussolini gemacht hat; der den Filmstar Hedy Lamarr heiratet und auf seinem Jagdschloss in den Alpen einsperrt. Und auf der Flucht vor den Nazis wieder auf der Butterseite der Weltpolitik in Südamerika auftaucht.
Lesung: Eduardo Pogoriles Moderation: Erich Hackl Anschließend Gespräch mit Ursula Prutsch
Mittwoch, 4. Oktober 2023, 19.00 Uhr Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz Eine Veranstaltung des Literaturhaus Graz in Kooperation mit CLIO
Annenstraßen – Schatten der Vergangenheit Ausstellung und Rundgang
Mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz wurde Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue Straße vom Zentrum von Graz zum Bahnhof geschaffen – die Annenstraße. Sie entwickelte sich zu der Grazer Geschäftsstraße und einer Bühne der modernen Warenwelt. Hier ließen sich auch zahlreiche jüdische Kaufleute nieder, die immer wieder mit antisemitischen Kampagnen oder Übergriffen konfrontiert waren. Mit der Machtübernahme der Nazis 1938 wurden die jüdischen Besitzer:innen verfolgt, beraubt und zur Ausreise gezwungen. Die Geschäfte und Gewerbebetriebe wurden „arisiert“ bzw. liquidiert. Während einige sich im Exil eine neue Existenz aufzubauen konnten, wurden andere deportiert und ermordet. Nach 1945 kam es zu mühevollen Verfahren der Rückstellung von geraubtem Besitz – und jahrzehntelangem Schweigen. Die Ausstellung und der Rundgang entlang der Annenstraße gehen der Geschichte der Straße nach und erzählen zudem von den jüdischen Kaufleuten und was aus ihren Geschäften geworden ist.
Rundgang mit Heimo Halbrainer, Joachim Hainzl, Gerald Lamprecht Treffpunkt: Annenstraße 64 (Ecke Babenbergerstraße), 8020 Graz Freitag, 6. Oktober 2023, 16.00 Uhr
Ausstellung in den Schaufenstern der Geschäfte in der Annenstraße 30. September bis 15. Oktober 2023 Kuratoren Heimo Halbrainer, Joachim Hainzl, Gerald Lamprecht Eine Kooperation von CLIO und Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz im Rahmen des steirischer herbst ’23
Die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre und der Antisemitismus in Europa Vortrag
Die Frage, warum Deutschland zu dem Land wurde, in dem der Mord an den europäischen Juden ausgeführt wurde, worin folglich die Besonderheiten des deutschen Antisemitismus im Unterschied zur Entwicklung in anderen Ländern Europas lagen, ist bisher noch immer nur unzureichend beantwortet. Von welchem historischen Moment an die Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland von derjenigen in Europa abwich, kann jedoch nur mit der Methode des historischen Vergleichs beantwortet werden. Der Vortrag skizziert diese Entwicklung des Antisemitismus in Europa vom Ende des 19. Jahrhunderts weg, der sich letztlich in Folge der Weltwirtschaftskrise und der Machtübernahme Hitlers in Deutschland zu einem wahnhaften Antisemitismus entwickelte.
Ulrich Wyrwa (Historiker, Potsdam) Dienstag, 10. Oktober 2023, 11.45 Uhr Universität Graz UR 09.24, Heinrichstraße 26, 8010 Graz Eine Veranstaltung vom Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz, CLIO und _erinnern.at_-Steiermark.at
„Arisierung“ und Rückstellung: Nationalsozialistische Beraubung der jüdischen Bevölkerung von Graz und Bemühungen der Restitution nach 1945 am Beispiel der Annenstraße Vortrag
Bereits in der Zwischenkriegszeit propagierten die Nationalsozialisten die sogenannte „Entjudung“ der Wirtschaft und den Boykott von Betrieben mit jüdischen Eigentümer:innen. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 war die Verdrängung der Jüdinnen und Juden aus dem Wirtschafts- und Alltagsleben und damit der organisierte Raub ihres Eigentums eine der ersten Verfolgungsmaßnahmen. Zunächst im Zuge der „wilden Arisierung“ noch unkoordiniert, wurden ab April 1938 verschiedene Verordnungen erlassen und mit der Vermögensverkehrsstelle eine eigene „Arisierungsbehörde“ gegründet. Ziel der Nationalsozialisten war in dieser Zeit die vollständige Zerstörung der bürgerlichen Existenzen der jüdischen Bevölkerung und ihre Vertreibung aus dem Reichsgebiet. Der Vortrag zeichnet den Prozess der „Arisierung“ in Graz von März 1938 bis zu seinem weitgehenden Abschluss 1939 nach. Dabei werden die „Ariseure“ ebenso in den Blick genommen wie das Schicksal der jüdischen Opfer und die Bemühungen der Restitution nach 1945.
Gerald Lamprecht (Historiker) Mittwoch, 11. Oktober 2023, 18.00 Uhr Graz Museum, Sackstraße 18, 8010 Graz
Eine Kooperation von CLIO und Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz im Rahmen des steirischer herbst ’23
Annenstraßen – Schatten der Vergangenheit
Ausstellung und Rundgang
Mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz wurde Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue Straße vom Zentrum von Graz zum Bahnhof geschaffen – die Annenstraße. Sie entwickelte sich zu der Grazer Geschäftsstraße und einer Bühne der modernen Warenwelt. Hier ließen sich auch zahlreiche jüdische Kaufleute nieder, die immer wieder mit antisemitischen Kampagnen oder Übergriffen konfrontiert waren. Mit der Machtübernahme der Nazis 1938 wurden die jüdischen Besitzer:innen verfolgt, beraubt und zur Ausreise gezwungen. Die Geschäfte und Gewerbebetriebe wurden „arisiert“ bzw. liquidiert. Während einige sich im Exil eine neue Existenz aufzubauen konnten, wurden andere deportiert und ermordet. Nach 1945 kam es zu mühevollen Verfahren der Rückstellung von geraubtem Besitz – und jahrzehntelangem Schweigen. Die Ausstellung und der Rundgang entlang der Annenstraße gehen der Geschichte der Straße nach und erzählen zudem von den jüdischen Kaufleuten und was aus ihren Geschäften geworden ist.
Rundgang mit Heimo Halbrainer, Joachim Hainzl, Gerald Lamprecht Treffpunkt: Annenstraße 64 (Ecke Babenbergerstraße), 8020 Graz Samstag, 14. Oktober 2023, 14.00 Uhr
Ausstellung in den Schaufenstern der Geschäfte in der Annenstraße 30. September bis 15. Oktober 2023
Kuratoren Heimo Halbrainer, Joachim Hainzl, Gerald Lamprecht
Eine Kooperation von CLIO und Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz im Rahmen des steirischer herbst ’23
Der Wert der Erinnerung Film und Diskussion
1961 fand am Grazer Zentralfriedhof die Einweihung des Internationalen Mahnmals zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus während der Jahre 1938 bis 1945 statt. Der Dokumentarfilm „Der Wert der Erinnerung“ setzt sich mit der Geschichte des Mahnmals und den Orten des Terrors in Graz – der ehemaligen Hinrichtungsstätte im Landesgericht Graz, der ehemaligen SS-Kaserne und der Schießstätte Feliferhof – auseinander. Der Film soll ein Porträt von Orten der Erinnerung schaffen, das viele Facetten der (Stadt-) Geschichte zum Ausdruck bring und gleichzeitig vor Augen führt, wie schwierig und dennoch unumgänglich die Auseinandersetzung mit den Gräueltaten des NS-Regimes auch heute noch ist.
Film: Markus Mörth (A 2022, 31 Min)
Im Anschluss an den Film diskutieren Daniela Grabe (Verein für Gedenkkultur), Heimo Halbrainer (KZ-Verband Steiermark), Gerald Lamprecht (erinnern.at_Steiermark) und Markus Mörth (Filmemacher)
Montag, 23. Oktober 2023, 18.00 Uhr Graz Museum, Sackstraße 18, 8010 Graz Eine Veranstaltung von CLIO, KZ-Verband und erinnern.at_Steiermark
Kontaminierte Landschaften Ausstellungseröffnung
Einführung: Astrid Kury (Akademie Graz) Gespräch mit Martin Pollack (Autor) und Heimo Halbrainer (Historiker) Mittwoch, 25. Oktober 2023, 18.30 Uhr Galerie Centrum, Glacisstraße 9, 8010 Graz
Kontaminierte Landschaften sind Landschaften, die auf den ersten Blick schön und idyllisch sind und das Auge und die Seele beruhigen. Scheinbar unberührte, unschuldige Natur. Doch in Wahrheit haben solche Landschaften oft etwas zu verbergen. Eine bedrückende Altlast. Es gibt da etwas, was die Landschaft verunreinigt, vergiftet, kontaminiert, unsichtbar zwar, doch bohrend und peinigend. Es handelt sich um Orte, wo in der Vergangenheit schreckliche Dinge passierten. Massaker, Massenerschießungen, Pogrome, deren namenlose Opfer meist gleich an Ort und Stelle verscharrt wurden. (Martin Pollack) Auch in der Steiermark haben sich während der Zeit des Nationalsozialismus schreckliche Dinge in die Landschaft eingeschrieben, die nicht – wie die nachträgliche Schutz- und Abwehrbehauptung „Davon haben wir nichts gewusst!“ glauben machen will – im Verborgenen geschahen. In der von Astrid Kury und Heimo Halbrainer ursprünglich für die Steiermark Schau 2021 kuratierten Ausstellung gehen der Historiker Heimo Halbrainer und der Fotograf Christoph Grill dem von Martin Pollack geprägten Begriff der kontaminierten Landschaften in der Steiermark exemplarisch in Bretstein, Eisenerz, Peggau und St. Anna am Aigen nach.
Mittwoch, 25. Oktober 2023, 18.30 Uhr Galerie Centrum, Glacisstraße 9, 8010 Graz
Ausstellung: 25. Oktober bis 18. November 2023 Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag, 16.00 – 20.00 Uhr Eine Kooperation von Akademie Graz, CLIO und Kulturvermittlung Steiermark
NOVEMBER
Durch vergiftete Zeiten – Memoiren eines Nazibuben Lesung und Gespräch
„Ich bin Zeuge. Zeuge des fortgesetzten Nationalsozialismus nach 1945 im Privaten – nur oberflächlich kaschiert in der Öffentlichkeit. Wer die heutige Geschichte Österreichs verstehen will, sollte über das Wirken dieser Halbgeheim-Nazis Bescheid wissen“, meint der international renommierte Komponisten Georg Friedrich Haas. Der in Graz Geborene hat mit seinen autobiografischen Erinnerungen ein zeithistorisch bedeutendes Dokument vorgelegt, das eine komplexe österreichische Familiengeschichte im Umfeld des Nationalsozialismus nach dem zweiten Weltkrieg beschreibt – und vor allem den entschlossenen Kampf gegen diese Sozialisation. Mit großer Akribie, emotionaler Stärke und klarer gesamtgesellschaftlicher Analyse gibt Haas eine detaillierte Innensicht auf eine deutschnational/nationalsozialistisch geprägte Umgebung und schildert seine Loslösung aus diesem vergifteten Milieu – seinen Weg nach draußen.
Lesung: Georg Friedrich Haas (Komponist) Moderation: Agnes Altziebler und Heimo Halbrainer Donnerstag, 2. November 2023, 19.00 Uhr Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz Eine Veranstaltung des Literaturhaus Graz in Kooperation mit CLIO
„Novemberpogrom“ 1938 Kuratorenführung in der Ausstellung: Warum? Der Nationalsozialismus in der Steiermark
Als der deutsche Diplomat Ernst vom Rath am 9. November 1938 in Paris nach dem Revolver-Attentat des 17jährigen Herschel Grynszpan starb, nutzte das NS-Regime dies als Vorwand für einen Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung. Angehörige der SA und SS setzten in der Nacht vom 9. auf den 10. November Synagogen im gesamten Reichsgebiet in Brand. In Graz wurden bei der als „spontane Vergeltungsmaßnahme der arischen Bevölkerung“ bezeichneten Aktion die Synagoge und die Zeremonienhalle am jüdischen Friedhof in Brand gesteckt. Über 300 Juden wurden noch in der Nacht aus ihren Betten geholt, auf die Straße getrieben, gedemütigt und teilweise schwer misshandelt, ehe sie ins KZ Dachau überstellt wurden. Die Ausstellung Warum? Der Nationalsozialismus in der Steiermark geht diesen Ereignissen vor 85 Jahren nach und erzählt, was mit den Grazer Jüdinnen und Juden geschehen ist und wie nach 1945 damit umgegangen wurde.
Führung mit den Kuratoren Heimo Halbrainer und Gerald Lamprecht Samstag, 4. November 2023, 10.00 Uhr Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz
Eine Veranstaltung von CLIO, Centrum für Jüdische Studien der Karl-Franzens-Universität Graz, _erinnern.at_-Steiermark, Museum für Geschichte
Franz Leitner – Ein „Gerechter unter den Völkern“ Buchvorstellung
„Herr Leitner, wir, beide Unterzeichnende, ehemalige Häftlinge 117.029 und 117.030 im KZ Buchenwald, sind voller Dankbarkeit für Ihre bewundernswerte und erfolgreiche Arbeit im KZ Buchenwald. Wenn jemand es verdient hat von Yad Vashem geehrt zu werden, so sind es Sie, Herr Leitner.“ Das schrieben der damalige Oberrabbiner des Staates, Israel Meir-Lau, und sein Bruder, der ehemalige Botschafter des Staates Israel in den USA, Naphtali Lau-Lavie, 40 Jahre nach der Befreiung in einem Brief an Franz Leitner. Über die Geschichte der Rettung der Kinder im KZ Buchenwald hinaus wird in dem Buch das Leben des 1918 geborenen Franz Leitner von den ersten politischen Aktivitäten in den 1930er-Jahren über den Widerstand gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus bis hin zu seiner Tätigkeit nach 1945 als Landtagsabgeordneter in der Steiermark nachgezeichnet.
Heimo Halbrainer (Historiker) Mittwoch, 8. November 2023, 18.00 Uhr Graz Museum, Sackstraße 18, 8010 Graz
„Alles, was jetzt folgte, war schon längst geplant.“
Grazer Jüdinnen und Juden erinnern sich an den Novemberpogrom 1938 Lesung
Nachdem der deutsche Diplomat Ernst vom Rath am 9. November 1938 in Paris nach dem Revolver-Attentat des 17jährigen Herschel Grynszpan starb, nutzte das NS-Regime dies als Vorwand für einen Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung. Angehörige der SA und SS setzten in der Nacht vom 9. auf den 10. November Synagogen im gesamten Reichsgebiet in Brand. In Graz wurden bei der als „spontane Vergeltungsmaßnahme der arischen Bevölkerung“ bezeichneten Aktion die Synagoge und die Zeremonienhalle am jüdischen Friedhof in Brand gesteckt. Über 300 Juden wurden noch in der Nacht aus ihren Betten geholt, auf die Straße getrieben, gedemütigt und teilweise schwer misshandelt, ehe sie ins KZ Dachau überstellt wurden. In der Folge gelang es einem Teil der rund 2000 steirischen Jüdinnen und Juden aus dem Herrschaftsbereich der Nationalsozialisten zu entkommen, während rund ein Drittel ihnen zum Opfer fiel. Einige habe ihre traumatischen Fluchtgeschichten niedergeschrieben oder weitererzählt.
Lesung aus den Erinnerungen: Ninja Reichert Historische Begleitung: Heimo Halbrainer Freitag, 10. November 2023, 18.30 Uhr Galerie Centrum, Glacisstraße 9, 8010 Graz Eine Kooperation von Akademie Graz, CLIO und Kulturvermittlung Steiermark
Kontaminierte Landschaften Kuratorenführung und Finissage
Kontaminierte Landschaften sind Landschaften, die auf den ersten Blick schön und idyllisch sind und das Auge und die Seele beruhigen. Scheinbar unberührte, unschuldige Natur. Doch in Wahrheit haben solche Landschaften oft etwas zu verbergen. Eine bedrückende Altlast. Es gibt da etwas, was die Landschaft verunreinigt, vergiftet, kontaminiert, unsichtbar zwar, doch bohrend und peinigend. Es handelt sich um Orte, wo in der Vergangenheit schreckliche Dinge passierten. Massaker, Massenerschießungen, Pogrome, deren namenlose Opfer meist gleich an Ort und Stelle verscharrt wurden. (Martin Pollack) Auch in der Steiermark haben sich während der Zeit des Nationalsozialismus schreckliche Dinge in die Landschaft eingeschrieben, die nicht – wie die nachträgliche Schutz- und Abwehrbehauptung „Davon haben wir nichts gewusst!“ glauben machen will – im Verborgenen geschahen.
Heimo Halbrainer (Historiker) Samstag, 18. November 2023, 11.00 Uhr (11.00 – 18.00 Uhr geöffnet) Galerie Centrum, Glacisstraße 9, 8010 Graz
Eine Kooperation von Akademie Graz, CLIO und Kulturvermittlung Steiermark
Erinnerungskultur an der Universität Graz nach 1945
Buchpräsentation
Universitäten sind Institutionen, deren Identität und Anerkennung sich vielfach aus ihrer „traditionsreichen Vergangenheit“ speisen. An der Universität Graz wurde dabei nach 1945 sehr spät damit begonnen, sich den weniger „ruhmreichen“ Aspekten der eigenen Geschichte zu stellen. Die Erinnerungspolitik der Nachkriegszeit war geprägt von Marginalisierungen der NS-Zeit, der Pflege des akademischen „Opfermythos“ und einem geistigen „Rückbruch“. ?Im vorgestellten Buch werden die Transformationen des historischen Bewusstseins an der Universität Graz nach 1945 entlang gesellschaftlicher Aufbrüche, denkmalpolitischer Kontroversen, künstlerischer Interventionen und erinnerungspolitischer Zäsuren bis in unsere „digitale“ Gegenwart diskutiert.
Buchpräsentation: Marco Jandl (Historiker) Moderation: Gerald Lamprecht (Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz)
Dienstag, 21. November 2023, 18.00 Uhr Unicorn Graz, Schubertstraße 6a, 8010 Graz
Eine Veranstaltung von CLIO, Centrum für Jüdische Studien der Karl-Franzens-Universität Graz, _erinnern.at_-Steiermark Franz Leitner – Ein „Gerechter unter den Völkern“
Buchvorstellung
„Herr Leitner, wir, beide Unterzeichnende, ehemalige Häftlinge 117.029 und 117.030 im KZ Buchenwald, sind voller Dankbarkeit für Ihre bewundernswerte und erfolgreiche Arbeit im KZ Buchenwald. Wenn jemand es verdient hat von Yad Vashem geehrt zu werden, so sind es Sie, Herr Leitner.“ Das schrieben der damalige Oberrabbiner des Staates, Israel Meir-Lau, und sein Bruder, der ehemalige Botschafter des Staates Israel in den USA, Naphtali Lau-Lavie, 40 Jahre nach der Befreiung in einem Brief an Franz Leitner. Über die Geschichte der Rettung der Kinder im KZ Buchenwald hinaus wird in dem Buch das Leben des 1918 geborenen Franz Leitner von den ersten politischen Aktivitäten in den 1930er-Jahren über den Widerstand gegen Austrofaschismus und Nationalsozialismus bis hin zu seiner Tätigkeit nach 1945 als Landtagsabgeordneter in der Steiermark nachgezeichnet.
Heimo Halbrainer (Historiker) Donnerstag, 23. November 2023, 19.00 Uhr Alfred-Klahr-Gesellschaft, Drechslergasse 42, 1140 Wien In Kooperation mit Alfred-Klahr-Gesellschaft und KZ-Verband Wien
Peter Roseggers erstes/letztes Buch Buchvorstellung
Zum 180. Geburtstag im Roseggerjahr 2023 erscheint mit „Gabriel Mondfels. Ein Jugendleben“ das Erstlingswerk von Peter Rosegger. Dieses hat der steirische Dichter 1867/68 in Graz verfasst. Kommentiert von Hans-Peter Weingand erscheint sein erstes Buch als sein letztes Buch nun auch im Buchhandel, was sein Verlag zu Roseggers Lebzeiten verboten hat, denn das Waldbauenbub-Image sollte nicht durch brutale Dorfgeschichten und seltsame Liebeskummer-Fantasien beschädigt werden. So erscheint das Buch wie ein Sammelband, in dem Rosegger verschiedene Stile ausprobiert. Der Druck folgt dem handschriftlichen Manuskript aus dem Nachlass. Auch die Covergestaltung dazu ist ein echter Rosegger.
Buchvorstellung: Hans-Peter Weingand Lesung: Christian Teissl
Donnerstag, 30. November 2023, 18.00 Uhr Steiermärkische Landesbibliothek, Veranstaltungssaal, Kalchberggasse 2 / Joanneumsviertel 8010 Graz Eine Veranstaltung der Steiermärkischen Landesbibliothek und CLIO
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