CLIO Programm für das Frühjahr 2025

 

 

Aktuelles Programm zum Download hier (pdf)

 

CLIO-Veranstaltungen März bis Juni 2025

 

Heuer jährt sich die Befreiung Österreichs vom NS-Regime zum 80. Mal. Aus diesem Anlass werden wir uns im Frühjahr mit Aspekten rund um das Ende der NS-Herrschaft in der Steiermark sowie mit dem Beginn der „Aufarbeitung“ dieser Zeit in Vorträgen, Diskussionen, Lesungen, Rundgängen, Film sowie in der Ausstellung „1945: Kriegsende und Neubeginn in der Steiermark“ und der Tagung „Entnazifizierung und Demokratisierung – Die Steiermark am Weg zur Zweiten Republik“ beschäftigen.

Im letztjährigen Gedenkjahr, das im Zusammenhang mit der Ausschaltung des Parlaments 1933 bzw. den Kämpfen im Februar 1934 stand, haben wir uns intensiv mit dem Thema „Preis und Wert der Demokratie“ beschäftigt. Daraus sind neue Bücher entstanden, die wir im Frühjahr ebenso vorstellen, wie wir im Frühjahr wieder – wie immer – abseits unserer thematischen Schwerpunkte aktuelle Neuerscheinungen und Themen diskutieren.

 

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MÄRZ

 

Das Jahr 1931 – Auf dem Weg in die österreichische Diktatur

Buchpräsentation und Vortrag

 

1931 bedrohten drei Schlüsselereignisse die wirtschaftliche und politische Souveränität des Staates und die parlamentarische Demokratie Österreichs. Die Analyse der Ereignisse ermöglicht neue Erkenntnisse zu individuellen und institutionellen Machtträgern der Zeit, die den ab 1931 beschleunigten Niedergang der Ersten Republik maßgeblich mitzuverantworten hatten. Einen Fokus bilden im Buch und Vortrag mächtige, in der Steiermark ansässige Akteure, wie der laut „Arbeiter-Zeitung“ „skandalöse Landeshauptmann Dr. Rintelen“, „der zwischen dem Steirerbankskandal und dem Strafella-Skandal mit den Putschisten zusammenspielt“, die politisch und paramilitärisch engagierte Österreichisch-Alpine Montangesellschaft, Teil der deutschen Vereinigten Stahlwerke, die Sektion Steiermark des Hauptverbandes der Industrie Österreichs oder der Steirische Heimatschutz, dessen (ehemalige) Mitglieder ab 1938 im Deutschen Reichstag und ab 1945 auf den Kriegsverbrecherlisten stark präsent waren.

 

Helene Belndorfer (Zeithistorikerin)

Mittwoch, 12. März 2025, 18.00 Uhr

Graz Museum, Sackstraße 18, 8010 Graz

 


 

Die letzten Tage

Lesung

 

Eine Talöffnung in den Ostalpen, April 1945: Die Tage des „Tausendjährigen Reiches“ sind gezählt. Innerhalb kürzester Zeit ist es auf ein Nichts geschrumpft, und am Rand dieses Nichts steht die Rote Armee und wartet, bis die Schlacht um Wien entschieden ist. Wo alles längst zu spät ist, aber eben noch nicht alles vorbei, errichtet Kreisleiter Johann Braun sein höchstpersönliches Standgericht, ein privates Mordregime. Willkürlich werden Menschen abgeurteilt, mit denen er oder einer seiner Helfer eine Rechnung offen hat, „politisch Unzuverlässige“, vermeintliche Deserteure, Angeschwärzte, Männer wie Frauen, Ältere und Jüngere, Leute, die zur falschen Zeit am falschen Ort sind.

Martin Prinz erzählt vom Ungeheuerlichen, nüchtern und den Tatsachen verpflichtet. Das ist möglich, weil den Mördern von damals wenig später der Prozess gemacht wurde. Weil das Monströse in penibler Kleinarbeit aufgearbeitet wurde. Und weil es zwei Menschen, die um ein Haar in das Geschehen verwickelt worden wären, der eine als Täter, der andere als Opfer, ein Leben lang keine Ruhe ließ.

 

Martin Prinz (Schriftsteller)

Moderation: Agnes Altziebler, Heimo Halbrainer

Donnerstag, 13. März 2025, 19.00 Uhr

Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung des Literaturhauses Graz in Kooperation mit CLIO

 


Österreich 1933/34 – Eine politische Zäsur im europäischen Kontext

 

Buchpräsentation

 

Über 90 Jahre ist es her, dass die autoritäre Revolution – die systematische Aushöhlung von Demokratie und Rechtsstaat durch rechtsextreme politische Kräfte – in der Errichtung der austrofaschistischen Diktatur 1933/34 einen ersten Höhepunkt fand. Der Aufstand von Teilen der Arbeiterschaft gegen diesen Putsch auf Raten im Februar 1934 scheiterte bereits nach wenigen Tagen.

Im Februar 2024 fand dazu in Graz ein wissenschaftliches Symposium statt, bei dem neue Perspektiven auf diese kontrovers diskutierten Entwicklungen und Ereignisse von Werner Anzenberger, Dieter A. Binder, Heimo Halbrainer, Carlo Moos, Ilse Reiter-Zatloukal, Karin M. Schmidlechner, Ute Sonnleitner, Hans-Peter Weingand und Florian Wenninger präsentiert wurden.

 

Werner Anzenberger, Heimo Halbrainer, Hans-Peter Weingand

Donnerstag, 20. März 2025, 18.00 Uhr

Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO, der Arbeitsgemeinschaft der Opferverbände in der Steiermark und dem Museum für Geschichte

 


 

APRIL


1945: Kriegsende und Neubeginn in der Steiermark

Ausstellungseröffnung

 

Vor 80 Jahren endete mit der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches der Zweite Weltkrieg in Europa. Der Krieg hatte 1945 auch die Steiermark schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Befreiung vom NS-Regime bedeutete auch einen Neubeginn und erste Schritte von der Diktatur zur Demokratie. Die Ausstellung beleuchtet den Zeitraum von März 1945 – den Kampfhandlungen in der Steiermark sowie den sog. „Endphaseverbrechen“ des NS-Regimes – bis hin zu den ersten freien Wahlen im wiedererstandenen Österreich im November 1945.

 

Eröffnung: Dienstag, 1. April 2025, 19.00 Uhr

Kuratoren: Heimo Halbrainer, Heribert Macher-Kroisenbrunner

 

Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz

 

Laufzeit der Ausstellung:

2. April – 6. Oktober 2025

Dienstag bis Sonntag, 10–18 Uhr

 

Eine Ausstellung des Museums für Geschichte / Universalmuseum Joanneum und CLIO

 


 

 

Hannah Arendt über Palästina – Neues zu einem alten Thema

Vortrag und Buchpräsentation

 

Hannah Arendt gilt als Antizionistin und Israel-Kritikerin, zwei Zuschreibungen, die seit dem 7. Oktober 2023 wesentlich an Schärfe gewonnen haben. Zwei neu entdeckte, bisher unbekannte Texte von ihr hat Thomas Meyer, Professor für Philosophie an der Universität München, unter dem Titel „Über Palästina“ herausgegeben. Der erste Aufsatz wurde von Arendt 1944 – also noch vor der Staatsgründung Israels – verfasst und erst jetzt in einem Archiv gefunden. 14 Jahre später war sie Mitglied eines Expert:innen-Rats, der in dem Bericht „The Palestine Refugee Problem“ eine Lösung für die Situation der Geflüchteten im Nahen Osten formulierte. Diese beiden Fundstücke belegen eindrücklich Arendts lebenslanges Ringen um einen Frieden in Israel und Palästina.

 

Thomas Meyer (Professor für Philosophie, München)

Dienstag, 8. April 2025,18.00 Uhr

Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO, dem Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz, ERINNERN:AT und Museum für Geschichte

 


 

 

„Verurteilt und vergessen“ – Widerstand und Verfolgung

Rundgang

 

Wenn über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus gesprochen oder geschrieben wird, tauchen immer wieder die gleichen Namen auf: die Geschwister Scholl oder Graf Stauffenberg. Gelegentlich wird noch Schwester Restituta genannt. Dass es auch in Graz zahlreiche Widerstandsaktivitäten gegeben hat und dass hier viele Männer und Frau ihr Leben riskiert und vielfach auch verloren haben, ist den wenigsten bekannt. Die Rundgänge auf den Spuren dieser Männer und Frauen erzählen die Geschichte verschiedener Widerstandsgruppen aber auch individueller Widerstandshandlungen.

 

Heimo Halbrainer (Historiker)

Donnerstag, 10. April 2025, 17.00 Uhr

Treffpunkt: Paulustorgasse/Sauraugasse (Denkmal), 8010 Graz

 


 

 

Demokratie in Gefahr einst und jetzt

Buchpräsentation „Austrofaschismus und Februarkämpfe“ und Diskussion

 

Die Beseitigung der Demokratie in Österreich 1933/34 sowie die Ära der austrofaschistischen Diktatur ist immer noch ein kontrovers diskutiertes Stück Geschichte. In der eben erschienenen Publikation „Austrofaschismus und Februarkämpfe“ wird ein kritischer Blick auf diese Ära geworfen – unabhängig von den Parteiinteressen, die bis heute das Geschichtsbild dieser Zeit prägen. In den Beiträgen der Autor:innen werden neben historischen und politikwissenschaftlichen, juristischen und kulturellen Aspekten auch regionale Ereignisse und Rahmenbedingungen berücksichtigt.

90 Jahre danach gerät die liberale Demokratie zusehends in Bedrängnis. Während immer mehr Menschen an der Lösungskompetenz demokratisch legitimierter Regierungen zweifeln, nützen rechtspopulistische und rechtsextreme Bewegungen schwierige politische Situationen, schüren Unsicherheit in der Bevölkerung, stellen den Rechtsstaat und in Folge die Grundlagen unserer Demokratie in Frage und drängen an die Macht.

 

Buchpräsentation: Anna Rosenberg (Herausgeberin, Wien)

Diskussion mit Werner Anzenberger und Helmut Konrad (Historiker, Graz)

Moderation: Sigrid Binder

Donnerstag, 24. April 2025, 18.00 Uhr

Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO, Verein Zukunft braucht Erinnerung, der Arbeitsgemeinschaft der Opferverbände in der Steiermark und Museum für Geschichte

 


 

Todesurteile gegen Brucker:innen – Die vergessenen Verbrechen der NS-Justiz

Vortrag

 

In der Steiermark gab es während der NS-Zeit zahlreiche Sondergerichte. Diese Gerichte dienten den Nationalsozialisten nicht nur zur Bekämpfung der politischen Gegner:innen, sondern auch zur Durchsetzung ihrer ordnungspolitischen Vorstellungen sowie zur „Ausrottung“ rückfällig gewordener Straftäter:innen und sonstiger Täter:innen, die gegen „das gesunde Volksempfinden“ verstoßen haben und die deshalb aus der „Volksgemeinschaft“ ausgeschieden werden sollten. Über 280 Todesurteile waren die Folge, über die nach 1945 genauso der Mantel des Schweigens gebreitet wurde, wie über die NS-Richter und Staatsanwälte.

Auch zahlreiche Menschen aus dem Bezirk Bruck wurden von diesen Sondergerichten zum Tode verurteilt, weil sie im Widerstand gegen das NS-Regime aktiv waren oder wegen Diebstahls überführt wurden. Der Vortrag geht neben der Geschichte dieser Sondergerichte und den Urteilen auch der Frage nach, wie die Verbrechen der NS-Justiz nach der Befreiung 1945 „aufgearbeitet“ wurden.

 

Heimo Halbrainer (Historiker)

Montag, 28. April 2025, 18.30 Uhr

Stadtmuseum Bruck an der Mur, Schillerstraße 1, 8600 Bruck an der Mur

 

Eine Veranstaltung des Stadtmuseums Bruck an der Mur und CLIO

 


MAI


„Die im Dunkeln sieht man nicht“ – Frauen im Widerstand

Rundgang

 

Wenn über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus gesprochen oder geschrieben wird, tauchen immer wieder die gleichen Namen auf: die Geschwister Scholl oder Graf Stauffenberg. Gelegentlich wird noch Schwester Restituta genannt. Dass es auch in Graz zahlreiche Widerstandsaktivitäten gegeben hat und dass hier viele Männer und Frau ihr Leben riskiert und vielfach auch verloren haben, ist den wenigsten bekannt. Die Rundgänge auf den Spuren dieser Männer und Frauen erzählen die Geschichte verschiedener Widerstandsgruppen aber auch individueller Widerstandshandlungen.

 

Heimo Halbrainer (Historiker)

Montag, 5. Mai 2025, 17.30 Uhr

Treffpunkt: Paulustor/Parkring, 8010 Graz

 


 

 

Die Partisanen der Eisenstraße – Widerstand in der Obersteiermark

Filmvorführung und Diskussion

 

Das Gebiet der steirischen Eisenstraße rund um Leoben und den Erzberg war ein Zentrum des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Der widerständische Geist hier im obersteirischen Industriegebiet geht auf eine lange Tradition des Kampfes um die Arbeiterrechte zurück: Mutige Freiheitskämpfer rund um Sepp Filz und Max Muchitsch schlossen sich zu einer Partisanenorganisation – zur Österreichischen Freiheitsfront – zusammen, die für ein freies und demokratisches Österreich kämpfte und die nicht tatenlos zusehen wollte, wie das Nazi-Regime ihre Heimat in den Untergang führte.

Der Film erzählt von waghalsigen Sabotageakten gegen die Kriegswirtschaft in und um Leoben, von tödlichen Feuergefechten in der Eisenerzer Bergwelt, von mutigen Frauen, die für ihre Unterstützung der Partisanen ins Frauen-KZ Ravensbrück deportiert wurden. Zu Kriegsende waren es Sepp Filz & Co, die das Stahlwerk in Donawitz vor der Zerstörung durch die Nazis gerettet haben und darüber hinaus ganz wesentlich am demokratischen Wiederaufbau in der Obersteiermark beteiligt waren. Doch bald schon wurde deren Beitrag zur Befreiung vom offiziellen Österreich „vergesssen“ und die Partisanen als „Vaterlandsverräter“ denunziert. Die Dokumentation setzt der Partisanengruppe nun ein längst überfälliges filmisches Denkmal.

 

Buch/ Regie: Fritz Aigner (Ö 2025, 50 min)

Produktion: Mokino Filmproduktion, Ulrike Berger

Dienstag, 6. Mai 2025, 19.00 Uhr

Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz

 

Im Anschluss an den Film diskutiert Gerald Lamprecht mit dem Filmemacher Fritz Aigner, der Produzentin Ulrike Berger und dem Historiker Heimo Halbrainer.

Eine Veranstaltung von CLIO, KZ-Verband Steiermark und Museum für Geschichte

 

 


 

 

Kriegsende in der Oststeiermark

Vernissage, Vortrag und Diskussion

 

2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 zum 80. Mal. Die Oststeiermark wurde in den letzten Wochen vor der Befreiung zum Schauplatz von Kämpfen zwischen Wehrmacht und der anrückenden Roten Armee. Im „Schatten des Krieges“ kam es in dieser Zeit zu schweren Endphaseverbrechen in der Region, denen jüdisch-ungarische Zwangsarbeiter, Deserteure, politischen Gegner und widerständige Personen zum Opfer fielen. In der vorgestellten Publikation werden diese Ereignisse, aber auch Widerstand und Verfolgung in den sieben Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft in der Oststeiermark erstmals gesammelt dargestellt und auch vergessene Orte des NS-Terrors wieder ins Bewusstsein gerufen.

 

Vernissage „Vergessene Orte des NS-Terrors“ von Annemarie Seitinger und Christian Straßegger

 

Vortrag von Marco Jandl und Thomas Stoppacher und Diskussion mit Günther Friesinger und Georg Gratzer (KOMM.ST Festival)

Donnerstag, 8. Mai 2025, 18.00 Uhr

KOMM.ST LAB (Steinpaißhaus), Hauptplatz 15, 8184 Anger

 

Eine Veranstaltung des KOMM.ST Festivals.

 


 

 

Komm über den See

Lesung

 

Ruth Berger war zwar als Dolmetscherin in fremden Sprachen zu Hause, doch eine eigene Sprache findet sie nicht. Schon als Kind wurde sie zum Schweigen verdammt, und als erwachsene Frau verstummt sie immer wieder vor der Macht der Männer um sie herum. Als Lehrerin übersiedelt sie für ein Jahr von Wien nach Gmunden. Dort ist sie ganz nah am Thema ihrer Recherchen, die sie seit Jahren nebenbei führt: Sie sammelt Akten über NS-Widerstandskämpferinnen im Salzkammergut, zu denen auch Anna Zach gehörte. Nach einem Gespräch mit dieser mutigen, inzwischen alten, aber ungebrochenen Frau versteht Ruth plötzlich ihre innere Fremde, versteht die Bedeutung von Schweigen und Verrat.

 

Elisabeth Reichart (Schriftstellerin)

Moderation: Agnes Altziebler, Heimo Halbrainer

Montag, 12. Mai 2025, 19.00 Uhr

Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung des Literaturhauses Graz in Kooperation mit CLIO

 


 

Tod an der Schwelle zur Freiheit – Steirer im Zuchthaus Stein an der Donau 1945

Vortrag und Buchpräsentation

 

Zahlreiche Steirer kamen nach der Verurteilung vor dem Volksgerichtshof oder den Sondergerichten nach Stein an der Donau, dem damals größten Zuchthaus in Österreich. Karl Reder hat mit seinem Buch erstmals die Geschichte der Häftlingsgesellschaft dieses Zuchthauses während der Zeit des Nationalsozialismus aufgearbeitet und ist dabei unter anderem dem Massaker im Zuchthaus Stein und der Ermordung von Justizhäftlingen anlässlich deren Freilassung im April 1945 nachgegangen. Rund 500 Insassen – darunter auch viele Steirer – verloren dabei an der Schwelle zur Freiheit ihr Leben. Die Frage, wie mit diesen Verbrechen in der Zweiten Republik seitens der Justiz aber auch der Gesellschaft umgegangen wurde, ergänzt diese Studie über ein lang verdrängtes Kapitel jüngerer Zeitgeschichte.

 

Karl Reder (Historiker)

Mittwoch, 14. Mai 2025, 18.00 Uhr

Graz Museum, Sackstraße 18, 8010 Graz

 


 

Jüdisches Leben im Bezirk Gries

Rundgang

 

Die ersten Spuren jüdischen Lebens in Graz Mitte des 19. Jahrhunderts finden sich fast ausschließlich in der Murvorstadt, in Lend und Gries. So wurden hier in Gasthäusern erste Gottesdienste gefeiert. Hier ließen sich viele Jüdinnen und Juden nieder und gingen hier ihrem Gewerbe nach. Im Bezirk Gries wurde schließlich 1892 die Synagoge errichtet, daneben das Amtshaus und eine jüdische Volksschule. Im Umfeld der Gemeinde entstanden zahlreiche karitative, religiöse, zionistische und gesellschaftliche Vereine. Mit dem „Anschluss“ 1938 endeten all diese Aktivitäten. Die Nationalsozialisten zerstörten die Synagoge, lösten die Israelitische Gemeinde auf und vertrieben die jüdische Bevölkerung, nachdem sie zuvor im Zuge der „Arisierung“ beraubt worden war. Nur wenige kehrten nach 1945 wieder hierher zurück und beteiligten sich am Wiederaufbau des Landes und der jüdischen Gemeinde. Nach Jahrzehnten des Schweigens dauerte es bis Ende des 20. Jahrhunderts, ehe jüdisches Leben auch von der Öffentlichkeit wahrgenommen und nach der Wiederrichtung der Synagoge Erinnerungszeichen in Form von Stolpersteinen gesetzt wurden. Die Rundgänge folgen der jüdischen Geschichte durch die beiden Bezirke.

 

Heimo Halbrainer (Historiker)

Donnerstag, 15. Mai 2025, 18.00 Uhr

Treffpunkt: Bad zur Sonne (Feuerbachgasse/Belgiergasse), 8020 Graz

 

Eine Veranstaltung vom Verein Stadtteilprojekt Annenviertel und CLIO

 


 

Jüdisches Leben im Bezirk Lend

Rundgang

 

Die ersten Spuren jüdischen Lebens in Graz Mitte des 19. Jahrhunderts finden sich fast ausschließlich in der Murvorstadt, in Lend und Gries. So wurden hier in Gasthäusern erste Gottesdienste gefeiert. Hier ließen sich viele Jüdinnen und Juden nieder und gingen hier ihrem Gewerbe nach. Hier wurde schließlich 1892 die Synagoge errichtet, daneben das Amtshaus und eine jüdische Volksschule. Im Umfeld der Gemeinde entstanden zahlreiche karitative, religiöse, zionistische und gesellschaftliche Vereine. Mit dem „Anschluss“ 1938 endeten all diese Aktivitäten. Die Nationalsozialisten zerstörten die Synagoge, lösten die Israelitische Gemeinde auf und vertrieben die jüdische Bevölkerung, nachdem sie zuvor im Zuge der „Arisierung“ beraubt worden war. Nur wenige kehrten nach 1945 wieder hierher zurück und beteiligten sich am Wiederaufbau des Landes und der jüdischen Gemeinde. Nach Jahrzehnten des Schweigens dauerte es bis Ende des 20. Jahrhunderts, ehe jüdisches Leben auch von der Öffentlichkeit wahrgenommen und nach der Wiederrichtung der Synagoge Erinnerungszeichen in Form von Stolpersteinen gesetzt wurden. Die Rundgänge folgen der jüdischen Geschichte durch die beiden Bezirke.

 

Heimo Halbrainer (Historiker)

Dienstag, 20. Mai 2025, 18.00 Uhr

Treffpunkt: Südtirolerplatz, 8020 Graz

 

Eine Veranstaltung vom Verein Stadtteilprojekt Annenviertel und CLIO

 

 


 

NS-Terror und Erinnerung rund um das Paulustor

Rundgang mit Ausstellungsbesuch

 

Das Volkskundemuseum in der Grazer Paulustorgasse liegt gegenüber dem ehemaligen Palais Wildenstein. Hier befand sich die Polizeidirektion und ab 1938 der Sitz der Gestapo mit Gefangenenhaus. In der neuen Ausstellung „Welten, Wandel, Perspektiven“ erinnert das Volkskundemuseum an diese NS-Terrorzentrale in seiner unmittelbaren Nachbarschaft und an die hier vom NS-Regime verfolgten Menschen.

Der Rundgang führt ausgehend vom Museum zu Orten des NS-Terrors und der Erinnerung an Widerstand, Verfolgung und Befreiung vom NS-Regime rund um das Paulustor.

 

Heimo Halbrainer (Historiker) und Birgit Johler (Kuratorin Volkskundemuseum)

Mittwoch, 21. Mai 2025, 16.00 Uhr

Treffpunkt: Volkskundemuseum, Paulustorgasse 11, 8010 Graz

 

Wir ersuchen um Anmeldung unter Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann.

 

Eine Veranstaltung des Volkskundemuseums und CLIO

 

 


 

In memoriam Martin Pollack

Matinee

 

Am 23. Mai 2025 wäre der am 17. Jänner verstorbene Martin Pollack 80 Jahre alt geworden. Der zunächst als Journalist tätige Pollack machte sich zunächst mit Reportagen und als Übersetzer einen Namen. 1984 erschien mit dem literarisch-kulturgeschichtlichen Reiseführer „Nach Galizien“ sein erstes Buch. Mit seinem ersten literarischen Werk „Anklage Vatermord“ (2002) erwarb er sich schließlich den Ruf eines Erinnerungsarbeiters, der die dunkle Geschichte des 20. Jahrhunderts literarisch vermisst. In seinem Roman „Der Tote im Bunker“ (2004) erzählte er schließlich die Geschichte seines Vaters, einem nach 1945 gesuchten NS-Verbrechers, der u.a. Chef der Gestapo in Graz und Leiter eines Sondereinsatzkommandos im Osten war. Die Narben und Wunden, die die politischen Verwerfungen auf der Landkarte von Ost- und Mitteleuropa hinterlassen haben und die vielfach unsichtbar blieben, nannte er „Kontaminierte Landschaften“.

In memoriam zeigen wir Filmausschnitte, in denen er über das Schweigen und Verdrängen und die Kontaminierten Landschaften spricht. Ausschnitte aus seinen Romanen und Reportagen geben zudem einen Einblick in die Arbeit des Erinnerungsarbeiters.

 

Einführung: Gerhard Zeillinger

Lesung aus den Texten: Ninja Reichert und Rudi Widerhofer

Moderation: Heimo Halbrainer und Astrid Kury

Samstag, 24. Mai 2025, 11.00 Uhr

Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung von Akademie Graz, CLIO, Centrum für Jüdische Studien der Uni Graz und Zukunft braucht Erinnerung

 


Österreichische Jüdinnen und Juden in britischen Internierungslagern im karibischen Raum

Vortrag

 

Zwischen 1938 und 1943 gelang hunderten österreichischen Jüdinnen und Juden die Flucht in britische Kolonien im karibischen Raum. Mit dem Eintritt Großbritanniens und seiner Kolonien in den Krieg gegen das Deutsche Reich am 3. September 1939 wurden alle deutschen Staatsbürger zu feindlichen Ausländern erklärt. Infolge des Blitzkriegs im Jahr 1940 verschärfte Großbritannien seine Maßnahmen gegen feindliche Ausländer und begann auch auf ihren karibischen Inseln Internierungslager zu errichten. Im Zuge dessen wurden hunderte österreichische Jüdinnen und Juden (auch Kinder) als deutsche Reichsbürger:innen interniert.

Wie der Alltag und das soziale Zusammenleben in einem tropischen Internierungslager aussahen, ist genauso Gegenstand des Vortrags wie der tägliche Kampf um Freigänge und letztlich um Freilassung aus dem Lager. Einige der jüdischen Internierten mussten bis 1948 in den Lagern verharren.

 

Christian Cwik (Historiker)

Dienstag, 27. Mai 2025, 18.00 Uhr

Graz Museum, Sackstraße 18, 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO, dem Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz, ERINNERN:AT und Graz Museum

 


JUNI

 

Jüdinnen und Juden zwischen Selbstjustiz, Flucht und Fluchthilfe in Kärnten und der Steiermark im Jahr 1945

Buchpräsentation und Vortrag

 

Unmittelbar nach der Befreiung vom NS-Regime im Mai 1945 setzte ein Flüchtlingsstrom von Jüdinnen und Juden, die die NS-Zeit in den Konzentrationslagern, in Ghettos oder auch im Untergrund überlebt hatten, durch die britische Besatzungszone (Steiermark und Kärnten) nach Italien und weiter nach Palästina ein. Ein zentraler Ort auf dieser Route war Graz, wo die jüdische Fluchthilfeorganisation Brichah im Hotel Weitzer ihren Sitz hatte und mit der im italienisch-österreichischen Grenzgebiet stationierten Jewish Brigade in enger Verbindung stand. Von dort aus operierte auch die Nakam, eine jüdische Rache-Organisation innerhalb der Jewish Brigade, die sich der Verfolgung der Nationalsozialisten widmete.

Das Buch dokumentiert diese weithin unbekannte Geschichte genauso, wie es der Frage nachgeht, wie der Neubeginn des jüdischen Lebens in der Steiermark 1945 verlief.

 

Heribert Macher-Kroisenbrunner (Historiker)

Dienstag, 3. Juni 2025, 18.00 Uhr

Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO, dem Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz, ERINNERN:AT und Museum für Geschichte

 


 

Abgesagt

Wir haben uns angesichts des furchtbaren Amoklaufs an einer Grazer Schule dazu entschlossen, unsere Tagung (12./13. Juni) abzusagen.



Entnazifizierung und Demokratisierung

Die Steiermark am Weg zur Zweiten Republik

Eine Tagung des Centrums für Jüdische Studien der Universität Graz, CLIO und dem Museum für Geschichte

 

Die Proklamation der Wiederherstellung der unabhängigen Republik Österreich vom 27. April 1945 sowie die Kapitulation Nazi-Deutschlands am 8. Mai 1945 markieren den Beginn der Zweiten Republik, deren Anfangsjahre von wirtschaftlicher Not ebenso wie politischer Unsicherheit unter Besatzung geprägt waren. Alliierte und österreichischen Instanzen waren in diesen Jahren mit der Stabilisierung der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ebenso beschäftigt wie mit der Aufarbeitung der NS-Zeit durch Prozesse der Entnazifizierung und Ahndung von NS-Verbrechen.
Die Tagung „Entnazifizierung und Demokratisierung. Die Steiermark am Weg zur Zweiten Republik“ widmet sich der Frage, wie nach fünf Jahren Austrofaschismus und sieben Jahren Nationalsozialismus, die Demokratisierung der Steiermark vonstatten ging. Das betrifft Prozesse der Entnazifizierung ebenso wie des Aufbaus demokratischer politischer, kultureller und gesellschaftlicher Strukturen.

 

12. – 13. Juni 2025

Museum für Geschichte

Sackstraße 16 | 8010 Graz

 

DONNERSTAG, 12. JUNI 2025

11:30–12.00 | Registration

12:00–12:30 | Begrüßung – Zur Tagung

12:30–14:00 | Entnazifizierung und „Wiedergutmachung“

„…und kam durch einen Zufall zur Geheimen Staatspolizei“. Die Rechtswirklichkeit von Entnazifizierung und Opferfürsorge in der Steiermark.

Andreas Kranebitter, DÖW Wien

Die Universität Graz nach 1945 zwischen Entnazifizierung, geistigem „Rückbruch“ und demokratischem Neubeginn

Marco Jandl, Universität Graz

Entnazifizierung der „Stadt der Volkserhebung“

Hans-Peter Weingand, CLIO Graz


14:00–14:30 | Kaffeepause

14:30–15:30 | Entnazifizierung und „Wiedergutmachung“

Die Suche nach Gerechtigkeit: Entnazifizierung Grazer Wirtschaftstreibender

Philipp Stellenberger, Graz

Rückstellung und Wiedergutmachung in der Steiermark

Gerald Lamprecht, Universität Graz


15:30–16:00 | Kaffeepause

16:00–18:00 | Vom Aufbau politischer Strukturen

Zwischen pragmatischem Neubeginn und dem Schatten der Vergangenheit

Die ÖVP 1945 bis 1955

Dieter Binder, Universität Graz

An der Schwelle von Hoffnung und Tod: Die SPÖ 1945

Georg Spitaler, Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung Wien

Aus der Haft und der Illegalität in die Regierung – Die KPÖ 1945 in der Steiermark

Heimo Halbrainer, CLIO Graz

Gesinnungstreu. Die politische Reorganisation der „Ehemaligen“ am Beispiel der Steiermark

Margit Reiter, Paris Lodron Universität Salzburg

 

18:30 | Keynote

Demokratie als Lebensform. Aufbrüche und Missverständnis im Schatten des Nationalsozialismus

Till van Rahden, Universität Montréal

 


FREITAG, 13. JUNI 2025

9:30–11:30| Alltagsleben – Kultur

Geschlechterpolitik, Geschlechterordnung und Geschlechterbeziehungen

Karin Maria Schmidlechner, Universität Graz

K/Eine „Stunde Null“ an Universitäten? Geschlechterhistorische Perspektiven auf das Kriegsende 1945 in zwei Fallbeispielen

Heidrun Zettelbauer, Universität Graz

Kultur als Beitrag zur Re-Education?

Helmut Konrad, Universität Graz

Die steirische Medienlandschaft in den Nachkriegsjahren

Heinz Wassermann, FH Joanneum


11:30–12:00 | Kaffeepause

12:00–13:30 | Wege zur Demokratie

Von der Diktatur zur Demokratie, vom Plan zum Markt. Entwicklungslinien in der steirischen Wirtschaft

Walter M. Iber, Universität Graz

Britische Besatzungspolitik und humanitäres Engagement - Internationale Hilfsprogramme und Flüchtlingshilfe nach 1945

Heribert Macher-Kroisenbrunner, Universalmuseum Joanneum

Ein Neuanfang? Die Reorganisierung des steirischen Schulwesens 1945–1947

Markus Rieger-Roschitz, Universität Graz

13:30–14:00 | Abschussdiskussion

 


 

Demokratie als Lebensform
Aufbrüche und Missverständnis im Schatten des Nationalsozialismus

Statt darauf zu starren, wie Demokratien sterben, konzentriert sich der Vortrag darauf,
was sie am Leben erhält. Er knüpft an die verbreitete Krisendiagnose an, ohne sich
der Verzweiflung zu überlassen. Wer über die Gefährdung der Demokratie redet, kann
die Lust am Untergang pflegen oder nach Wegen suchen, wie die Demokratie ihre Fassung
bewahrt. Wer so fragt, erinnert zugleich daran, dass die Demokratie eine fragile
Ordnung ist, die ohne sorgfältige Pflege „in der Luft“ hängt. Sie erschöpft sich nicht im
Gang zur Wahlurne, in Parteiarbeit, in Parlamentsdebatten oder im Mit- und Gegeneinander
der drei Gewalten. Wie in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts öffnet
auch heute die Diagnose ihrer Krise den Blick dafür, dass Demokratie nichts weniger
ist als eine Lebensform. Der Begriff der Demokratie als Lebensform beansprucht keine
analytische Präzision, sondern dient als störrischer Reisebegleiter bei der Suche nach
den Voraussetzungen der pluralistischen Demokratie. Damit öffnet sich der Blick für
ihre kulturellen und sozialen Grundlagen. Dieses Thema begleitet die moderne Demokratie
seit ihrer Geburt im 17. und 18. Jahrhundert und prägt dann besonders die
öffentliche Diskussion der späten vierziger und fünfziger Jahre. In der Erinnerung an
diese Debatten blitzt ein Gespür dafür auf, dass wir die Demokratie als Herrschaftsund
als Lebensform ausprobieren, immer wieder neu entwerfen und einüben müssen.
Der Ausgang des Experiments ist offen. Die Einsicht, dass die Demokratie notwendigerweise
gefährdet ist, läuft ins Leere, wenn sie nicht ein Nachdenken darüber provoziert,
was die Demokratie am Leben erhält.

 

Till van Rahden (Universität Montréal/Kanada)

Donnerstag, 12. Juni 2025, 18.30 Uhr

Museum für Geschichte, Sackstraße 16, 8010 Graz