Herbstprogramm 2019

 

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Elizabeth Ward, Undedication (2019)

Performance

 

Die performative Intervention von Elizabeth Ward re-inszeniert und vergegenwärtigt einige Ambivalenzen rund um den deutschen Turnvater. Ward nutzt dazu eine Partitur mit Bewegungen für Publikumsbeteiligung, die auf Tonmitschnitten der Enthüllungsfeierlichkeiten des Denkmals von 1902 beruht, sowie eine englische Übersetzung von Jahns Schriften aus dem Jahr 1928. Die Künstlerin vertieft sich in Jahns System der Kodifizierung grundlegender menschlicher Bewegungsweisen wie Gehen, Laufen, Seilspringen und Balancieren, um es für ein Publikum mit heutigen Vorstellungen von Sport und Bewegungserziehung zu erschließen. Sie widmet sich insbesondere dem Punkt, an dem die Freude an der Bewegung auf ihre autoritäre Kontrolle stößt. Ward macht damit zugleich auf die gefährlichen und toxischen Ideale des Nationalismus aufmerksam, die dieses Denkmal symbolisieren soll.

 

Samstag, 21. September 2019, 10.00 Uhr

Jahn-Denkmal im Stadtpark, Jahngasse, 8010 Graz

Gegenpositionen von CLIO, steirischerherbst’19, Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

 


 

Eduard Freudmann, Monumyth (2019)

Installation

 

Das Grazer Befreiungsdenkmal bietet eine bemerkenswerte Sicht auf die Nachkriegsgeschichte Österreichs. Gestaltet von Wolfgang Skala und 1960 errichtet, wird seine abstrakte Form oft als Adler, der sich aus einem Käfig befreit, gedeutet. Das Datum am Sockel ist nicht der 27. April 1945, an dem Österreich seine Unabhängigkeit erklärte und eine vorläufige Regierung formte, sondern der 26. Oktober 1955, an dem das Neutralitätsgesetz Österreichs in Kraft trat. Indem hier nicht 1945, sondern 1955 als Gedenkjahr der österreichischen Befreiung festgeschrieben wird, gerät auch dieses Denkmal in peinliche Erklärungsnot, was das zeitgeschichtliche Selbstbild Österreichs angeht. Eduard Freudmanns Intervention versucht, die etwas wirre Folklore rund um den Abzug der alliierten Truppen von 1955, den Stolz auf die Neutralität des Landes und den Mythos Österreichs als Opfer nationalsozialistischer Aggression aus den Angeln zu heben.

 

21. September 2019, 10.45 Uhr

Stadtpark/Ententeich, 8010 Graz

Gegenpositionen von CLIO, steirischerherbst’19, Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

 


 

Denkmäler als historische Zeugnisse Grazer Geschichtsschreibung

Tour mit Heimo Halbrainer (Historiker, Graz) und Joachim Hainzl (Sozialhistoriker, Graz)

 

Gegenpositionen ist ein Gemeinschaftsprojekt von CLIO, steirischerherbst’19 und dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark. Ausgangspunkt sind vier Denkmäler, die beispielhaft für viele weitere stehen. Indem sie vaterländischen Heldenmut würdigen und ein national(istisch)es Geschichtsbild pflegen, verweigern sie dezidiert eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. KünstlerInnen setzen sich mit diesen Denkmälern auseinander und stellen dabei nicht nur Österreichs Verstrickungen in das Erbe des Nationalsozialismus, sondern auch den selbstgeschaffenen Mythos von Österreich als dem ersten Opfer deutscher Eroberungspolitik in den Mittelpunkt. Heimo Halbrainer und Joachim Hainzl (CLIO) werden die Debatte über die Bedeutung von Denkmälern unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Umständen vertiefen, insbesondere da zurzeit die Vergangenheit im Zuge eines weiteren Aufwallens nationalistischer Gefühle erneut umgeschrieben wird.

 

Sonntag, 22. September 2019, 10.00 Uhr

Treffpunkt: Stadtpark/Ententeich, 8010 Graz

Gegenpositionen von CLIO, steirischerherbst’19, Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

 


 

 

Thomas Geiger: Ein Gespräch über die Jahreszeiten mit dem Dichter und Arzt Hans Kloepfer

Performance

 

Hans Kloepfer (1867–1944) setzte als vaterlandstreuer Mundartdichter den Menschen der Weststeiermark ein literarisches Andenken. Obwohl er begeisterter Anhänger Adolf Hitlers und des österreichischen „Anschlusses“ war, ist dieser fragwürdige Volksheld heute immer noch sehr präsent. In der Steiermark sind ihm zwei Denkmäler gewidmet.

Thomas Geigers Performance besteht aus einem fiktiven Gespräch des Künstlers mit der Büste von Hans Kloepfer. Geiger fragt diesen nach seiner Meinung zu den aktuellen, hitzigen Debatten um seine Person, in denen er für die einen als Nazianhänger, für die anderen als heimattreuer Patriot gilt. Geigers Bust Talks beruht auf der Annahme, dass Büsten mehr sind als kalte, seelenlose Brocken aus Bronze, Holz oder Stein – nämlich potenzielle Gesprächspartner, deren Leben und Ansichten auch in unserer Gegenwart noch Wirkung entfalten können.

 

Sonntag, 22. September 2019, 11.00 Uhr

Dr. Hans-Kloepfer-Büste neben Türkenbrunnen am Schlossberg, 8010 Graz

Gegenpositionen von CLIO, steirischerherbst’19, Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

 


 

 

Ist Österreich wirklich frei? Zur Frage der Befreiung Österreichs 1945/1955

Diskussion

 

Im April und Mai 1945 befreiten die Truppen der Alliierten Österreich von der Herrschaft des Nationalsozialismus. Darunter waren in der Steiermark sowjetische, britische, amerikanische, jugoslawische und bulgarische Einheiten. Österreich wurde mit seinen Grenzen von 1938 wiederhergestellt und in vier Besatzungszonen unterteilt: die britische, französische, amerikanische und russische. Erst am 26. Oktober 1955 erhob Österreich durch einen Parlamentsbeschluss seine Neutralität in den Verfassungsrang. Dieser Tag wird seit 1965 als Nationalfeiertag begangen. Das Befreiungsdenkmal im Grazer Burggarten ist das einzige seiner Art in der ganzen Steiermark, aber welcher „Befreiung“ gedenkt es eigentlich?

 

Diskussion mit Siegfried Beer (Historiker, Graz), Eduard Freudmann (Künstler, Wien), Erich Klein(Journalist, Wien) und Heidemarie Uhl (Historikerin, Wien)

Moderation: Gerald Lamprecht

Freitag, 27. September 2019, 19.00 Uhr

Steiermärkisches Landesarchiv/Wartingersaal, Karmeliterplatz 3, 8010 Graz

 

Gegenpositionen von CLIO, steirischerherbst’19, Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

 


 

 

Thomas Geiger: Ein Gespräch über die Jahreszeiten mit dem Dichter und Arzt Hans Kloepfer

Performance

 

Hans Kloepfer (1867–1944) setzte als vaterlandstreuer Mundartdichter den Menschen der Weststeiermark ein literarisches Andenken. Obwohl er begeisterter Anhänger Adolf Hitlers und des österreichischen „Anschlusses“ war, ist dieser fragwürdige Volksheld heute immer noch sehr präsent. In der Steiermark sind ihm zwei Denkmäler gewidmet.

Thomas Geigers Performance besteht aus einem fiktiven Gespräch des Künstlers mit der Büste von Hans Kloepfer. Geiger fragt diesen nach seiner Meinung zu den aktuellen, hitzigen Debatten um seine Person, in denen er für die einen als Nazianhänger, für die anderen als heimattreuer Patriot gilt. Geigers Bust Talks beruht auf der Annahme, dass Büsten mehr sind als kalte, seelenlose Brocken aus Bronze, Holz oder Stein – nämlich potenzielle Gesprächspartner, deren Leben und Ansichten auch in unserer Gegenwart noch Wirkung entfalten können.

 

Sonntag, 29. September 2019, 15.00 Uhr

8580 Köflach, Kloepfer Denkmal, Hans-Kloepfer-Platz

 

Shuttlebus nach Köflach

29.9., Abfahrt in Graz um 14:00 (Ankunft in Graz um 18:00)

Treffpunkt: Franz-Graf-Allee, 8010 Graz

Begrenzte Kapazität, Anmeldung bis 27.9. unter Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann.

 

Gegenpositionen von CLIO, steirischerherbst’19, Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

 


 

Ein Denkmal für den Dichter, Arzt und Nationalsozialisten Hans Kloepfer?

Diskussion

 

Für eine Mehrheit der Leute war und ist der regionale Dichter Hans Kloepfer ein beliebter Klassiker österreichischer Literatur. Für andere war er ein eifriger Anhänger des nationalsozialistischen „Anschlusses“ Österreichs an das Deutsche Reich. Einer seiner Bewunderer war Hanns Koren, ein konservativer Politiker und Gründer des steirischen herbsts. Anlässlich der Enthüllung eines Denkmals für Kloepfer 1958 in Köflach, der Geburtsstadt des Dichters, sagte Koren in einer Rede, Kloepfer sei nun in höhere Gefilde aufgestiegen und mahne von dort aus die BürgerInnen, sich zu fragen, ob die Stadt überhaupt das Recht habe, ihn mit einem Denkmal zu ehren. Die Diskussion geht der Frage nach, welche Bedeutung der kontroverse Dichter heute noch hat. Sie erkundet, warum Denkmäler für ihn in Graz und Köflach stehen, warum Straßen und Plätze nach ihm benannt sind und warum seiner Lebensgeschichte ein ganzes Museum gewidmet ist.

 

Gespräch mit Uwe Baur (em. Professor für Deutsche Literatur, Universität Graz), Thomas Geiger(Künstler, Wien) und Joachim Hainzl (Sozialhistoriker, Graz)

 

Sonntag, 29. September 2019, 16.00 Uhr

8580 Köflach

Gegenpositionen von CLIO, steirischerherbst’19, Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

 


 

Über Straßennamen und ihre belastete Vergangenheit

Diskussion

 

Die düsteren Geschichten, die sich hinter einigen Grazer Straßennamen verbergen, werden seit Jahren sehr kontrovers diskutiert. 1995 ersetzten Aktivisten die Straßenschilder der Robert-Hohlbaum-Allee, benannt nach einem völkischen Autor, durch solche mit der Aufschrift „David-Herzog-Allee“ zu Ehren des Oberrabbiners der Steiermark und Kärntens, der 1938 vor den Nazis floh. Wenig später erhielt die Straße den neutraleren Namen Dubrovnik-Allee. In letzter Zeit waren ähnliche Versuche, Grazer Straßennamen zu ändern, jedoch weniger erfolgreich. Eine Expertenkommission hat jüngst zwanzig Straßennamen in der Stadt als problematisch eingestuft. Die Frage ist, ob zusätzliche Erklärungstafeln mit Hinweisen auf die problematische Vergangenheit eines Namengebers für eine Straße als Lösung ausreichen.

 

Darüber diskutieren Sonja Mittischek (Omas gegen Rechts, Graz), Peter Piffl-Percevic(Gemeinderat, Graz), Karin Maria Schmidlechner (Historikerin, Graz) und Florian Wenninger(Historiker, Wien)

Moderation: Heimo Halbrainer

Dienstag, 8. Oktober 2019, 19.00

Grand Hôtel Wiesler, Grieskai 4-8, 8020 Graz

Gegenpositionen von CLIO, steirischerherbst’19, Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

 


 

 

Martin Pollack liest aus „Die Frau ohne Grab“

Sommer 1945: Die siebzigjährige Pauline Drolc, geborene Bast, wird von jugoslawischen Partisanen in ihrem Heimatort Tüffer, slowenisch Lasko, verhaftet und in das provisorische Internierungslager Schloss Hrastovec gebracht. Wenige Wochen später ist sie tot. Ihr Grab wird nie gefunden. Pauline ist die Großtante von Martin Pollack, dessen Buch über den eigenen Vater, SS-Sturmbannführer Gerhard Bast, zu den Meilensteinen der Erinnerungsliteratur zählt. Und sie ist die Einzige in der stramm deutschnationalen Familie, die am Ende des Zweiten Weltkriegs zu Tode kommt. In seinem detektivisch recherchierten Bericht erzählt Martin Pollack über das Schicksal eines Menschen, das beispielhaft ist für die historischen Verstrickungen an einem kleinen Ort zwischen den Grenzen.

 

Moderation: Agnes Altziebler, Heimo Halbrainer

 

Donnerstag, 24. Oktober 2019, 19.00 Uhr

Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz

 

CLIO in Kooperation mit dem Literaturhaus Graz

 

 


 

 

„Spanien war unsere Hoffnung“

Österreichische Freiwillige im Spanischen Bürgerkrieg, 1936–1939

Lesung, Gespräch, Musik, Fotoausstellung

 

Vor 80 Jahren endete der Spanische Bürgerkrieg mit dem Sieg der Reaktion. In diesem Krieg standen einander die demokratisch gewählte Volksfrontregierung der Zweiten Spanischen Republik und die rechtsgerichteten Putschisten unter dem General Francisco Franco gegenüber, die dank der massiven Hilfe von Hitler und Mussolini den Krieg gewannen. Die Republik wurde von etwa 35.000 Freiwilligen der Internationalen Brigaden unterstützt, die aus 53 Nationen kamen, darunter rund 1.400 aus Österreich. Österreicher waren in praktisch allen militärischen Einheiten der Republik zu finden, die meisten von ihnen aber im Bataillon „12. Februar“ der 11. Internationalen Brigade, die im Juni 1937 gegründet wurde.

Die gesellschaftspolitische Relevanz des Bürgerkriegs ist nicht nur für Spanien unbestritten. Durch eine multimediale Veranstaltung soll diese Thema aus verschiedenen Perspektiven – dokumentarisch, literarisch, künstlerisch und visuell – ausgelotet werden, um die Aktualität der Bürgerkriegsgeschehnisse aufzuzeigen.

 

Lesung: Erich Hackl (Schriftsteller, Wien)

Gespräch: Erich Hackl mit Azucena Guggenberger

Musikalische Intervention: Berndt-Luef-Trio

Einführung zur Ausstellung: Georg Pichler (Universität Alcalá, Spanien)

 

Montag, 28. Oktober 2019, 19.00 Uhr

kultum [im Cubus], Mariahilferplatz 3, 8020 Graz

 

AUSSTELLUNGSDAUER bis 8. November

ÖFFNUNGSZEITEN: DI – FR, 10.00 – 17.00 Uhr u.n.V.

 

Eine Kooperationsveranstaltung von: Kulturzentrum bei den Minoriten, Institut für Translationswissenschaft der Universität Graz, Verein „prenninger gespräche“, DÖW, Kulturvermittlung Steiermark, CLIO und KZ-Verband Steiermark

 

 


 

 

Frauen im Jahre 1919

Vortrag

 

Bereits die Frauenforschung der 1970er Jahren hat mit ihrer These, dass der Krieg zwar spezifische, aber doch sowohl für Männer als auch für Frauen gleichermaßen Konsequenzen hat, traditionelle Ansätze der Kriegsforschungen stark in Frage gestellt und eindeutig widerlegen können. In weiterer Folge hat sich auch die Geschlechterforschung mit dem Zusammenhang von Geschlecht und Krieg auseinandersetzt – wobei der Begriff „Gender“ auf eine Reihe von kulturell geformten und definierten Eigenschaften und sozialen Normen im Zusammenhang mit Männlichkeit und Weiblichkeit bezogen wird – und sehr klar gezeigt, dass die Folgen von Kriegen „ganz generell ohne Berücksichtigung der analytischen Kategorie Geschlecht nicht ausreichend erfasst und verstanden werden können“.

Der Vortrag wird sich mit geschlechterspezifischen Veränderungen aber auch Kontinuitäten in Bezug auf den Ersten Weltkrieg auseinandersetzen, wobei ein besonderer Fokus auf die Situation von Frauen gelegt werden soll.

 

Karin Maria Schmidlechner (Historikerin, Universität Graz)

Mittwoch, 30. Oktober 2019, 18.00 Uhr

GrazMuseum, Sackstraße 18, 8010 Graz

 

 


 

„Alles, was jetzt folgte, war schon längst geplant.“

Grazer Jüdinnen und Juden erinnern sich an den Novemberpogrom 1938

Lesung

 

Nachdem der deutsche Diplomat Ernst vom Rath am 9. November 1938 in Paris nach dem Revolver-Attentat des 17jährigen Herschel Grynszpan starb, nutzte das NS-Regime dies als Vorwand für einen Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung. Angehörige der SA und SS setzten in der Nacht vom 9. auf den 10. November Synagogen im gesamten Reichsgebiet in Brand. In Graz wurden bei der als „spontane Vergeltungsmaßnahme der arischen Bevölkerung“ bezeichneten Aktion die Synagoge und die Zeremonienhalle am jüdischen Friedhof in Brand gesteckt. Über 300 Juden wurden noch in der Nacht aus ihren Betten geholt, auf die Straße getrieben, gedemütigt und teilweise schwer misshandelt, ehe sie ins KZ Dachau überstellt wurden.

In der Folge gelang es einem Teil der rund 2000 steirischen Jüdinnen und Juden aus dem Herrschaftsbereich der Nationalsozialisten zu entkommen, während rund ein Drittel ihnen zum Opfer fiel. Einige habe ihre traumatischen Fluchtgeschichten niedergeschrieben oder weitererzählt.

 

Anlässlich des Jahrestags des Pogroms liest Ninja Reichert aus den Erinnerungen Grazer Jüdinnen und Juden

Historische Begleitung: Heimo Halbrainer

 

Donnerstag, 7. November 2019, 19.00 Uhr

Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz

 

CLIO in Kooperation mit dem Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz

 

 


 

 

Widerstand in Judenburg – Letzte Briefe

Buchvorstellung und Lesung

 

Zentren des Widerstands gegen den Nationalsozialismus waren vor allem in der Obersteiermark, wo die organisierte Arbeiterbewegung und bewaffnete Gruppen der „Österreichischen Freiheitsfront“ auftraten. Gegen diese Organisationen ging der NS-Staat mit Härte und Terror vor. Die Gestapo nahm zigtausende Mitglieder und Unterstützer dieser Widerstandsgruppen fest und überstellte sie in Konzentrationslager. Über Tausend kamen vor den Volksgerichtshof. Bevor sie hingerichtet wurden, durften sie noch einen letzten Brief schreiben. So bat etwa der Judenburger Arbeiter Karl Havlu seine Frau: „Bitte erziehe meine Karla ehrlich, anständig und tapfer, so wie ihren Vati.“ Havlus Brief ist einer von über 70 Briefen und Kassibern, in denen die zum Tode verurteilten Widerstandskämpfer Abschied von Familie und Freunden nehmen und ihnen nicht selten bis zuletzt Trost zusprechen.

Neben einen Überblick über den Widerstand im Bezirk wird aus diesen Briefen gelesen und so einzelne Widerstandskämpfer mit ihren letzten Worten vorgestellt.

 

Heimo Halbrainer (Historiker, Graz) und August Schmölzer (Schauspieler)

Dienstag, 12. November 2019, 18.00 Uhr

8750 Judenburg, Stadtmuseum, Kaserngasse 27

 

 


 

1919 – Eine Grenzziehung in der Steiermark

Vortrag

 

Dem Ersten Weltkrieg folgte die Implosion des Habsburgerreichs. Auf dem Gebiet der Monarchie entstanden neue Staaten und neue Grenzen, wobei diese vielfach mit Bezug auf Sprachgrenzen gezogen wurden. So sollte nach dem Kriegsende auch eine Grenze durch die zweisprachige Steiermark verlaufen. Wo diese Grenze des neu entstandenen SHS-Staats (Staat der Serben, Kroaten und Slowenen, dem späteren Jugoslawien) und der Republik (Deutsch-)Österreich genau verlaufen sollten, war zunächst noch unklar: entlang der „natürlichen“ Trennlinien wie der Mur und Bergkämmen oder entlang von vermeintlichen Sprachgrenzen. Bis im Jahr 1919 für rund zwei Jahrzehnte eine neue Grenze gezogen wurde, gab es aber auf beiden Seiten dieser zukünftigen Grenze noch Gewalt wie anlässlich des „Marburger Blutsonntags“, besetzte Dörfer und Städte wie Radkersburg und Umgebung oder aber auch Überlegungen zum Abtausch von Gebieten dies- und jenseits der neuen Grenze.

 

Helmut Konrad (Historiker, Universität Graz)

 

Mittwoch, 27. November 2019, 18.00 Uhr

GrazMuseum, Sackstraße 18, 8010 Graz

 

 


 

Menschen, Bücher, Katastrophen

Buchpräsentation mit Musik

 

Wie schon bei seinem 2017 bei CLIO erschienenen Band „Mein Graz“ interessieren Karl Wimmler auch in seinem neuen Buch die Zusammenhänge von Geschichte, Kunst, Kultur, Politik – allerdings nicht in theoretischen Abhandlungen. Die zwei Duzend „Erzählungen, Anmerkungen, Einsprüche“, so der Untertitel, verbinden Persönliches mit Allgemeinem, Lokales mit Globalem, Historisches mit Aktuellem. Unterschiedliche Ausgangspunkte führen den Autor beispielsweise von seinem Kindheitsort nach Auschwitz oder zu einem Oberlandesgerichtsrat nach Graz, von aufständischen k.&k.-Matrosen zu einem aktuellen steirischen Landesrat oder über Stalingrad bis zu einem rebellischen Jugendsommer im Wien des Jahres 1976.

 

Präsentation: Karl Wimmler (Autor)

Lesung: Peter Uray (Schauspieler)

Musikalische Begleitung: Armin Katona (Dudelsack/Flöte) und Jakob Wimmler (Gitarre)

 

Mittwoch, 4. Dezember 2019, 19.00 Uhr

GrazMuseum, Sackstraße 18, 8010 Graz

 

 


 

Widerstand im Bezirk Bruck an der Mur

Buchvorstellung und Lesung

 

Das vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes herausgegebene Buch – der insgesamt 14. Band der Bundesländer-Edition – umfasst zwei große Teilbereiche des antifaschistischen Widerstands in der Steiermark: zum einen den Widerstand der organisierten ArbeiterInnenbewegung, also jenen von sozialistischen und kommunistischen Widerstandsgruppen, zum anderen den bewaffneten Widerstand, also jenen von PartisanInnengruppen. Zentren des Widerstands gegen den Nationalsozialismus waren vor allem in der Obersteiermark, wo die organisierte Arbeiterbewegung und bewaffnete Gruppen der „Österreichischen Freiheitsfront“ auftraten.

Der Vortrag gibt einen Überblick über den Widerstand im Bezirk Bruck an der Mur.

 

Heimo Halbrainer (Historiker, Graz)

Dienstag, 10. Dezember 2019, 18.00 Uhr

8600 Bruck an der Mur, Stadtmuseum, Schillerstraße 1

 


 

Vom Margaretenbad bis zur Villa Loewi. Jüdisches Leben in Geidorf

Rundgang aus Anlass des Internationalen Holocaust-Gedenktags

 

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sich vermehrt auch Jüdinnen und Juden in Graz niederlassen und ab 1863/69 eine eigene Gemeinde gründen. Viele kamen aus den umliegenden Regionen der Habsburgermonarchie, vor allem aus Westungarn, und ließen sich zunächst in den traditionellen Zuwandererbezirken der Murvorstadt, in Lend und Gries nieder. Mit der Verankerung in Graz und dem sozialen Aufstieg setzte über die Jahre eine innerstädtische Migration von den ärmlicheren Bezirken in die bürgerlichen Bezirke Geidorf und St. Leonhard ein.

 

Der Rundgang, der von Studierenden der Karl-Franzens-Universität gemeinsam mit Heimo Halbrainer und Gerald Lamprecht erarbeitet wurde, geht der Geschichte der jüdischen BewohnerInnen von Geidorf nach und erzählt anhand einzelner Schicksale ihre Geschichte.

Donnerstag, 30. Jänner 2020, 14.00 Uhr

Treffpunkt: Geidorfplatz (Kino), 8010 Graz

Eine Veranstaltung des Centrums für Jüdische Studien der Universität Graz und CLIO