CLIO Veranstaltungen November 2017 bis März 2018

 

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Judentum über die Religion hinaus

Vortrag, Gespräch und Buchvorstellung mit Dr. Jérôme Segal (Universität Paris IV | Sorbonne)

Ein Judentum jenseits der Religion, gibt es das? Jérôme Segal meint: Ja! Und es hat eine große Tradition. Der Autor verfolgt die Entwicklung säkularen Judentums von Spinoza über Aufklärung, Französische Revolution und Zweiten Weltkrieg bis heute. Er berührt alle wichtigen Aspekte des Judentums und rechnet mit Biologismus, Rassismus und Sexismus ab. Er zitiert Zeugen wie Voltaire, Freud, Emmanuel Levinas oder Daniel Cohn-Bendit.

Bei seiner Untersuchung, was ein Judentum bedeutet, das sich vom religiösen Glauben emanzipiert hat, stößt er auf Werte, die für alle Menschen verbindend sein könnten. Segal sucht und findet jüdische Lebenshaltungen und die Wurzeln eines säkularen Judentums, das sich durch den Wunsch nach Bildung für alle und nach einer internationalen, grenzenlosen Solidarität auszeichnet.

Er skizziert das Bild einer jüdischen Kultur, die uns alle angeht – weil sie einfach modern ist.

Mittwoch, 22. November 2017 | 19.00 Uhr

Afro-Asiatisches Institut / Leechgasse 24 / 8010 Graz

Eine Veranstaltung des Centrums für Jüdische Studien der Karl-Franzens-Universität Graz in Kooperation mit dem Afro-Asiatischen Institut, ComUnitySpirit-Graz und CLIO

 


 

„Rosen für den Mörder“ – Die zwei Leben des NS-Täters Franz Murer

Buchpräsentation und Diskussion

Wer Lebensmittel ins Wilnaer Ghetto schmuggelte, wurde eingesperrt oder sofort erschossen. In einem Schmuggler-Lied im Ghetto von Wilna wurde der für seine strengen Kontrollen am Ghettotor bekannte Franz Murer so besungen: „Mir ducht sich, as ess schtejt do Murer – Undser besster guter frajnt.“ Der steirische Bauernsohn Franz Murer errichtete im Ghetto von Wilna eine wahre Herrschaft des Schreckens. Seine Brutalität und sein Sadismus waren gefürchtet. Der Mann, der Tausende Juden in den Tod schickte, wollte nach dem Krieg von diesen Verbrechen nichts mehr wissen, der Staatsvertrag rettete ihn vor 25 Jahren Zwangsarbeit, zu der ihn 1948 ein Militärgericht in Wilna verurteilt hatte. Ein Grazer Geschworenengericht sprach ihn 1963 von neu erhobenen Anschuldigungen frei.

Johannes Sachslehner schildert in seinem Buch „Rosen für den Mörder“ die „zwei Leben des NS-Täters Franz Murer.

 

Diskussion mit Dr. Johannes Sachslehner (Historiker, Wien) und Dr. Heimo Halbrainer (Historiker, Graz)

Mittwoch, 29. November 2017, 18.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

Eine Veranstaltung von Styria und CLIO

 

 


 

Camaradas: ÖsterreicherInnen im Spanischen Bürgerkrieg

Ausstellungseröffnung und Buchpräsentationen

Am 17. Juli 1936 putschten spanische Generäle gegen ihre demokratisch gewählte Regierung und traten damit den Spanischen Bürgerkrieg los. Drei Monate später wurden die Internationalen Brigaden gegründet, denen sich in den kommenden zwei Jahren an die 35.000 Männer und Frauen aus vielen Ländern anschlossen, unter ihnen 1.400 ÖsterreicherInnen. Die Ausstellungmöchte das Schicksal dieser österreichischen Interbrigadisten vor Augen führen und ihre Lebenswege nachzeichnen.

Das gleichnamige Buch unternimmt den Versuch, eine Leerstelle im sozialen Gedächtnis Österreichs zu füllen und aus einer interdisziplinären Perspektive über die Teilnahme der rund 1.400 ÖsterreicherInnen nachzudenken. Neue Erkenntnisse in der internationalen Aufarbeitung des Themenbereichs, die Öffnung russischer Archive und die jüngsten Forschungsergebnisse zur österreichischen Geschichte der dreißiger und vierziger Jahre erlauben es, einen neuen Blick auf das Thema zu werfen

 

Einleitende Worte: Univ. Prof. Dr. Oliver Rathkolb (Uni Wien), Miguel Alonso Berrio(Spanische Botschaft), Dr. Gerhard Baumgartner (DÖW), Dr. Eva Friedler (Vereinigung österreichischer Freiwilliger), DI Eugen Gross (prenninger gespräche)

Zur Ausstellungund Buchpräsentation: Dr. Georg Pichler (Universidad de Alcalá, Madrid)

Mittwoch, 6. Dezember 2017, 18.30 Uhr

Universität Wien: Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte / Spitalgasse 2-4, Hof 1.12 / 1090 Wien

Die Ausstellung ist vom 7. Dezember 2017 bis 9. Mai 2018 zu sehen.

 

Eine Veranstaltung der Universität Wien (Institut für Zeitgeschichte, Universitätsbibliothek Wien), dem Verein „prenninger gespräche“, CLIO, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Vereinigung österreichischer Freiwilliger in der Spanischen Republik 1936-1939, Asociación de Amigos de las Brigadas Internacionales Fundación Pablo Iglesias, Foro Cultural de Austria en Madrid

 


 

Camaradas: ÖsterreicherInnen im Spanischen Bürgerkrieg

Buchpräsentation und Lesung aus Berichten steirischer SpanienkämpferInnen

Unter den österreichischen Interbrigadisten waren auch 172 Steirer und zwei Steirerinnen. Einige von ihnen haben ihre Erinnerungen niedergeschrieben oder in Interviews ausführlich dazu Stellung genommen. Wir bringen Auszüge daraus und stellen zudem das Buch vor, in dem in mehreren Beiträgen auf den Betrag der steirischen SpanienkämpferInnen eingegangen wird.

 

Dr. Georg Pichler (Universidad de Alcalá, Madrid) und Dr. Heimo Halbrainer (CLIO Graz)

Donnerstag, 7. Dezember 2017, 18.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

Eine Veranstaltung von CLIO und dem Verein „prenninger gespräche“

 

 


 

Richard Zach: Den anderen Weg gegangen

Lesung und musikalische Collage

In einem aus der Haft geschmuggelten Kassiber schrieb der Grazer Lehrer und Autor Richard Zach im Jänner 1942: Ich bin den anderen Weg gegangen. / Verzeiht – es tut mir gar nicht leid, /obwohl es elend steht zur Zeit. – / Wird keiner um sein Leben bangen, // der weiß, wozu er es verwendet, / bedachte, was sein Glaube wiegt. / Er hat am Ende doch gesiegt, / und wenn er auf der Richtstatt endet! Der 1919 in Graz geborene Richard Zach besuchte zwischen 1934 und 1938 die Bundeslehrerbildungsanstalt am Hasnerplatz. In diese Jahre fielen auch seine ersten literarischen Texte und Widerstandsaktivitäten. Ab Herbst 1940 gab die Widerstandsgruppe um ihn die Flugschrift „Der Rote Stoßtrupp“ heraus. Am 31. Oktober 1941 wurde er gemeinsam mit anderen „wegen Verdachts, kommunistische Parolen angeschmiert zu haben“ festgenommen und am 17. August 1942 im Alter von nur 23 Jahren vom Reichskriegsgericht in Berlin zum Tode verurteilt. In Haft verfasste Zach Hunderte Gedichte, die teilweise auf abenteuerliche Weise aus der Zelle geschmuggelt wurden. 75 Jahre nach der Verurteilung zum Tode bringen wir ihn mit einer Auswahl an Gedichten wieder in Erinnerung. Die Gruppe „Geschichten im Ernst“ bringen eine musikalische Collage über das Leben Richard Zach.

 

Einführung: Karl Wimmler (Herausgeber)

Lesung: Christian Teissl (Schriftsteller, Graz)

Musiktheater: Geschichten im Ernst (Wien)

Freitag, 19. Jänner 2018, 18.00 Uhr

Volkshaus / Lagergasse 98 a / 8020 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO und des KPÖ Bildungsvereins

 

 


 

100 Jahre Jännerstreik 1918: Der größte Streik in der Geschichte Österreichs

Vortrag

 

Am 18. Jänner 1918 berichtete der „Arbeiterwille“, das „Organs des arbeitenden Volkes für Steiermark und Kärnten“: „Über Nacht hat sich das, was die dreieinhalb Jahre Krieg an Entrüstung und Kummer, an Sorge und Leid in Millionen geplagten Menschen angehäuft haben, in einem gewaltigen Ausbruch entladen: In zahlreichen Städten und Industrieorten Österreichs wurde die Arbeit eingestellt, wie ein Lauffeuer hat die Arbeitseinstellung von Fabrik zu Fabrik, von Ort zu Ort übergegriffen. … Es trat daher gestern früh in allen größeren Betrieben in Graz volle Arbeitsruhe ein.“ Am 20. Jänner befanden sich in der österreichisch-ungarischen Monarchie 750.000 IndustriearbeiterInnen im Ausstand, um für die Beendigung des Krieges, für Frieden und Brot zu kämpfen. Es war damit der größte Streik, den unser Land je erlebt hat und er ist gleichzeitig ein Stück vergessene Zeitgeschichte.

 

Univ. Prof. Dr. Hans Hautmann (Historiker, Wien)

Montag, 22. Jänner 2018, 18.00 Uhr

Volkshaus / Lagergasse 98 a / 8020 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO und des KPÖ Bildungsvereins

 


 

 

Der Koffer der Adele Kurzweil

Buchpräsentation und Lesung

Im Jahr 1994 wurden am Dachboden einer Polizeistation in Auvillar, 50 km nördlich von Toulouse, Koffer gefunden, die der Grazer Familie Kurzweil gehört haben, die 1938 als Juden verfolgt aus Graz haben fliehen müssen. Im Zuge der im August 1942 in ganz Frankreich durchgeführten Jagd auf Juden wurde auch die Familie Kurzweil verhaftet und ins KZ Auschwitz deportiert. Die für die Weiterreise in die USA gepackten Koffer blieben auf dem Dachboden unbemerkt liegen. Die schließlich in den Koffern gefundenen Dokumente legten eine Spur von Montauban zurück nach Graz, wo wir uns im Jahr 2000 gemeinsam mit Grazer Jugendlichen auf Spurensuchen nach Montauban gemacht haben. Herausgekommen ist ein Buch, eine Ausstellung und ein Roman. In seinem Roman Der Koffer der Adele Kurzweil bettet der deutsche Jugendbuchautor Manfred Theisen die Geschichte der Adele in eine Rahmenhandlung ein: Die 15-jährige Mara, die gleich alt ist wie Adele, als sie nach Montauban kam, fährt in den Ferien mit ihren Eltern nach Frankreich in das kleine Dorf Auvillar. Dort wollen Maras Eltern ein verfallenes Haus kaufen und herrichten. Mara ist davon nur mäßig begeistert, doch als die Familie das Haus besichtigt, entdeckt Mara in einer Schublade ein altes Tagebuch. Wie sich herausstellt, enthält es die Aufzeichnungen eines Jungen aus dem Jahr 1942, der über seine Liebe zu Adele Kurzweil schreibt.

 

Manfred Theisen (Autor, Köln)

Moderation: Heimo Halbrainer

Samstag, 27. Jänner 2018, 11.00 Uhr

Joanneum Museum für Geschichte / Sackstraße 16 / 8010 Graz

 

Im Anschluss Führung durch die Ausstellung: Bertl & Adele. Zwei Grazer Kinder im Holocaust


Eine Veranstaltung von CLIO und dem Museum für Geschichte des Joanneums

 

 


 

Zwei Mal Graz

Lesung und Vorstellung zweier neuer CLIO-Bücher

 

„Schlammburg“ nennt der Schriftsteller und spätere Politiker Ernst Fischer seine Heimatstadt Graz in dem Roman So kann man nicht leben! aus den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts. Er glaubte ihn am Ende seines Lebens verloren gegangen –aber große Teile sind erhalten geblieben und zwei umfangreiche Auszüge in Neue Kunst und neue Menschenerstmals mit anderen Werken Fischers in Buchform erscheinen.

Auf ganz andere Weise nähert sich Karl Wimmler dem, was er als Mein Graz sieht und beschreibt. Seine „Bruchstücke“ aus einem Grazer Jahrhundert sind, wie er schreibt, „Büchern, Zeitungen, Zeitschriften, dem Internet entnommen oder wurden von jemandem notiert. Diesen Zitaten oder Textteilen folgen Erklärungen, Kommentare, Ergänzungen, Geschichten. Die Chronologie“, so Wimmler, „kann täuschen. Kreuz und quer Lesen geht auch.“

 

Christian Teissl (Lyriker, Schriftsteller und Germanist)

Karl Wimmler (Autor)

 

Donnerstag, 15. Februar 2018, 19.00 Uhr

Literaturhaus Graz / Elisabethstraße 30 / 8010 Graz

 

 


 

Das austrofaschistische Österreich 1933–1938

Buchpräsentation und Diskussion

 

Wirtschaftliche und soziale Probleme führten in Österreich zu Beginn der 1930er Jahre zu einer massiven Verschärfung der politischen Gegensätze. In weiterer Folge kam es zu tiefreichenden Veränderungen. An Stelle der demokratischen Republik wurde eine eigene Variante des Faschismus etabliert: der Austrofaschismus. Nach zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen legt der Autor unter Mitarbeit von Florian Wenninger eine Darstellung für einen breiteren Leserkreis vor: die Gesamtentwicklung bis zum »Anschluss« 1938, Akteure und Trägergruppen, interessengeleitete inhaltliche Um- und Neugestaltung wichtiger Politikbereiche bis hin zur Verankerung in der Bevölkerung und zu den bedeutsamen Beziehungen zum italienischen und deutschen Faschismus. Ferner wird die österreichische Entwicklung in den europäischen Kontext politischer Umbrüche eingebettet, für die der italienische Faschismus vielfach Vorbild war.

Univ. Prof. Dr. Emmerich Tálos (Universität Wien)

Dr. Florian Wenninger (Universität Wien)

Moderation: DDr. Werner Anzenberger

Montag, 19. Februar 2018, 18.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO, KZ-Verband Steiermark und Sozialdemokratische FreiheitskämpferInnen Steiermark

 

 


 

Graz 1938: Propaganda und Inszenierung

Rundgang

 

In der Nacht vom 11. auf den 12. März 1938 übernahmen die Nazis die Macht in Österreich. Während Juden und politische Gegner misshandelt und festgenommen wurden, lief parallel dazu eine bislang nicht gekannte Propagandamaschinerie an. Um für die „Volksabstimmung“ am 10. April 1938 über den bereits vollzogenen „Anschluss“ Stimmung zu machen, gab es öffentliche Ausspeisungen, durchkonzipierte Häuserbeflaggungen usw. Zudem kamen führende Nationalsozialisten nach Graz und versprachen den Arbeitslosen sofortige Aufnahme in Industriebetrieben. Diese Masseninszenierungen setzten sich über den 1. Mai 1938 („Tag der deutschen Arbeit“) und den 25. Juli 1938 in Erinnerung an die Juliputschisten 1934 fort. Dabei wurden u.a. Straßen und Plätze nach den Gefallenen des Putsches benannt. und die Stadt Graz erhielt für ihren Einsatz für den Nationalsozialismus vor 1938 den „Ehrentitel“ „Stadt der Volkserhebung“. Eine zentrale Rolle im Rahmen dieser Propagandainszenierungen kam dabei dem Gebiet zwischen Herrengasse, Eisernes Tor bis zur Grazer Messe zu.

Der Rundgang finden im Rahmen von „Demokratie-Rundgängen COMRADE CONRADE“ zur Conrad-von-Hötzendorfstraße statt.

 

Dr. Heimo Halbrainer (Historiker, Graz)

Sonntag, 11. März 2018, 11.00 Uhr

Treffpunkt: Eisernes Tor (Mariensäule)