CLIO Programm April bis Juni 2017

 

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Bernd Fischerauer: Burli

Lesung

Der Teenager Adolf Wretschnig lebt im Graz der Nachkriegszeit. Er hat eine kleine Schwester, sein Vater ist Keksvertreter, seine Mutter Hausfrau. Das Leben könnte friedlich verlaufen fu?r den Buben. Wäre da nicht die Sache mit der Vergangenheit seines Vaters, die sich Adolf, von allen Burli genannt, nach und nach bedrohlich erschließt. Die flotte Verfolgungsjagd eines heftig Pubertierenden nach der Wahrheit hinter der Nachkriegsfassade des entnazifizierten Österreich: spannend, amüsant und verblüffend.

Bernd Fischerauer, geboren in Graz, studierte am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und arbeitete zunächst als Regisseur an Theatern in Graz, Wien und München. Seit den siebziger Jahren ist er vor allem Filmregisseur. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Blut und Ehre – Jugend unter Hitler“, „Der Salzbaron“ sowie „Mozart – Ich hätte München Ehre gemacht“. „Burli“ ist sein erster Roman.

Lesung: Franz Buchrieser

Moderation: Agnes Altziebler, Heimo Halbrainer

Dienstag, 25. April 2017, 19.00 Uhr

Literaturhaus Graz / Elisabethstraße 30 / 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO und Literaturhaus Graz

 


 

Beth Hachajim: Der jüdische Friedhof von Graz

Besuch des Israelitischen Friedhofs anlässlich des Gedenktags gegen Gewalt und Rassismus

Der jüdische Friedhof ist ein Sinnbild der Vergänglichkeit allen Lebens und im Erscheinungsbild eng mit den im Judentum festgelegten Glaubensvorschriften verknüpft. Er hat mehrere Namen, die auf die Natürlichkeit von Tod und Sterben und dem Ruhen auf dem Friedhof als zum Lebenslauf gehörend hinweisen. So finden sich unter anderem die Bezeichnungen „Beth Hachajim“ (Haus des Lebens) oder „Beth Hakwarot“ (Haus der Gräber). Der jüdische Friedhof von Graz wurde 1863/64 in der damals eigenständigen Gemeinde Wetzelsdorf errichtet.

Diese historisch bedeutungsvolle Anlage direkt neben dem Gelände von Reininghaus wurde erst vor einigen Jahren beforscht. Dazu gehörte die Bestandsaufnahme und Übersetzung der hebräischen Grabinschriften. Der Friedhof beherbergt über 1200 Grabsteine.

Die Veranstaltung anlässlich des Gedenktags gegen Gewalt und Rassismus soll Grazer jüdische Erinnerungskultur mit einem ökologischen Nachhaltigkeitsblick in Verbindung zu bringen.

Die Ökologin und Gemeinderätin Andrea Pavlovec-Meixner informiert über die Ökologie in diesem abgeschlossenen Areal. Der Historiker Heimo Halbrainer spricht über die Geschichte dieses Ortes. Der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, führt in jüdische Sterbe- und Beerdigungsrituale ein. Diversitätsfachfrau Edith Zitz informiert über interkulturelle Bestattungs- und Verabschiedungsrituale.

Mittwoch, 3. Mai 2017, 16.00 Uhr

Treffpunkt: Wetzelsdorferstraße 33, 8020 Graz

Begrenzte TeilnehmerInnenzahl – bitte um verbindliche Anmeldung bis spätestens 28.4.2017 unter Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann.

 

Eine Veranstaltung von CLIO, inspire, Grüner Gemeinderatsklub Graz, Grüne Akademie

 

 


 

Das halbe Leben im Gefängnis. Die steirische „Berufsverbrecherin“ und KZ-Überlebende Johanna Manz

Vortrag

Johanna Manz, geboren 1905 in der Südsteiermark, wuchs als Pflegekind auf, kam als Jugendliche in die Besserungsanstalt Maria Lankowitz, zog als junge Erwachsene nach Graz und wurde Anfang 1942 ins Frauen-KZ Ravensbrück deportiert. Sie galt den nationalsozialistischen Behörden als „Berufsverbrecherin“, denn sie war bis dahin 13 Mal, v.a. wegen Diebstählen, gerichtlich verurteilt worden. Johanna Manz überlebte das Konzentrationslager, kehrte nach Graz zurück, geriet aber rasch wieder mit dem Gesetz in Konflikt. 1951 wurde sie schließlich als „Gewohnheitsdiebin“ zu sechs Jahren Kerker plus Einweisung ins Arbeitshaus Lankowitz verurteilt – dazu kamen zwei Jahre Kerker wegen Kriegsverbrechen als Funktionshäftling im KZ Ravensbrück. 1961 wurde Johanna Manz aus dem Arbeitshaus entlassen. Sie hatte buchstäblich ihr halbes Leben hinter Gittern verbracht.

Diese außergewöhnliche Frauenbiografie berührt zahlreiche Themen, die kaum bekannt und erforscht sind: die Verbrechensbekämpfung der Nazis, die KZ-Häftlingsgruppe der „BerufsverbrecherInnen“, der Umgang mit Funktionshäftlingen, aber auch die Geschichte von Frauenstrafanstalten und Arbeitshäusern und nicht zuletzt die Geschichte des Gefängniskomplexes Maria Lankowitz, der im Leben von Johanna Manz eine so zentrale Rolle spielte.

Sylvia Köchl (Politikwissenschaftlerin, Wien)

Mittwoch, 3. Mai 2017, 19.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

 

 


 

 

Richard Zach: Den anderen Weg gegangen

Lesung und Buchvorstellung

In einem aus der Haft geschmuggelten Kassiber schrieb der Grazer Lehrer und Autor Richard Zach im Jänner 1942: Ich bin den anderen Weg gegangen. / Verzeiht – es tut mir gar nicht leid, /obwohl es elend steht zur Zeit. – / Wird keiner um sein Leben bangen, // der weiß, wozu er es verwendet, / bedachte, was sein Glaube wiegt. / Er hat am Ende doch gesiegt, / und wenn er auf der Richtstatt endet! Der 1919 in Graz geborene Richard Zach besuchte zwischen 1934 und 1938 die Bundeslehrerbildungsanstalt am Hasnerplatz. In diese Jahre fielen auch seine ersten literarischen Texte und Widerstandsaktivitäten. Ab Herbst 1940 gab die Widerstandsgruppe um ihn die Flugschrift „Der Rote Stoßtrupp“ heraus. Am 31. Oktober 1941 wurde er gemeinsam mit anderen „wegen Verdachts, kommunistische Parolen angeschmiert zu haben“ festgenommen und am 17. August 1942 im Alter von nur 23 Jahren vom Reichskriegsgericht in Berlin zum Tode verurteilt. In Haft verfasste Zach Hunderte Gedichte, die teilweise auf abenteuerliche Weise aus der Zelle geschmuggelt wurden. 75 Jahre nach der Verurteilung zum Tode bringen wir ihn mit einer Auswahl an Gedichten wieder in Erinnerung.

Einführung: Karl Wimmler (Herausgeber)

Lesung: Christian Teissl (Schriftsteller, Graz)

Mittwoch, 10. Mai 2017, 19.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

 

 


 

 

Kurt Schubert: Erlebte Geschichte

Buchpräsentation, Lesung und Gespräch

Nichts hat mein Leben […] so sehr bestimmt wie mein Widerstand gegen den gottlosen und menschenverachtenden Nationalsozialismus. Für mich persönlich kann ich von einer „Gnade der rechtzeitigen Geburt“ sprechen. 1923 geboren, war ich 1938 fünfzehn Jahre alt, als das nationalsozialistische Deutschland Österreich überfiel und okkupierte. Ich war jung genug, um nicht irgendwie schuldhaft geworden zu sein, und alt genug, um eine Ahnung zu haben von der Diabolik des NS-Regimes. So beginnt der Begründer der Judaistik in Österreich, Kurt Schubert, seine im Jahr 2000 zu Papier gebrachten Erinnerungen. Sie erstrecken sich über sein gesamtes Leben, von der Kindheit bis zu seinen Aktivitäten zum Zeitpunkt der Niederschrift. Schwerpunkte der Erzählung sind Schuberts Studienzeit während des Zweiten Weltkrieges, die Wiedereröffnung der Universitäten Wien im Jahr 1945, Graz und Leoben in der unmittelbaren Nachkriegszeit, die Etablierung der Judaistik als selbständige Wissenschaft in Österreich und der jüdisch-christliche Dialog, den Schubert Zeit seines Lebens aktiv förderte und forderte.

Buchvorstellung: Heimo Halbrainer (Historiker, Graz)

Vortrag: Edith Petschnigg (Kirchliche PH Wien/Krems): Ein Leben für den Dialog. Kurt Schubert und die christlich-jüdische Verständigung in Österreich

Gespräch: Edith PetschniggIrmtraud Fischer (Institut für Alttestamentliche Bibelwissenschaft, Graz), Gerhard Langer (Institut für Judaistik, Wien)

Montag, 29. Mai 2017, 19.00 Uhr

Hörsaal 47.11 (Jon Sobrino), Heinrichstraße 78, 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO, dem Centrum für Jüdische Studien der Universität und Institut für Alttestamentliche Bibelwissenschaft

 


 

 

Geschichte erben – Judentum re-formieren. Beiträge zur modernen jüdischen Geschichte in Mitteleuropa

Buchpräsentation und Gespräch zu Ehren von Eleonore Lappin-Eppel

Vergessenes und Verdrängtes in Erinnerung bringen zeichnet die wissenschaftliche Arbeit der Historikerin Eleonore Lappin-Eppel aus. In den letzten 30 Jahren hat sie mit ihren Arbeiten bedeutende Impulse zur Erforschung der österreichischen jüdischen Geschichte ebenso wie der Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen an Jüdinnen und Juden gegeben. Vor allem die Erforschung der sogenannten „Todesmärsche“ ungarischer Jüdinnen und Juden durch Niederösterreich und die Steiermark im Frühjahr 1945 ist unmittelbar mit ihrem Namen verbunden.

In der vorliegenden Festschrift zu Ehren ihres 65. Geburtstages haben sich 19 KollegInnen mit jenen Themenfeldern auseinandergesetzt, die sie im Laufe ihrer produktiven wissenschaftlichen Karriere bearbeitet und zum Teil nachhaltig geprägt hat: Jüdische Geschichte & Gender, Deutschsprachige jüdische Presse, Nationalsozialismus und Holocaust, Erinnern und Gedenken.

Buchvorstellung: Gerald Lamprecht(Graz) und Dieter J. Hecht (Wien)

Gespräch: Eleonore Lappin-Eppel und Heimo Halbrainer zum Stand der Erforschung der „Todesmärsche“ durch die Steiermark.

Montag, 12. Juni 2017, 19.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO und dem Centrum für Jüdische Studien der Universität

 


 

 

Nach Rumänien 1942 und aus Rumänien raus 1988 - Oder Schleppen aus Solidarität

Vortrag und Diskussion

Im Herbst 1941 kam ein Grazer Schuhmacher nach Galizien, wo er kaufmännischer Leiter eines Unternehmens wurde. Als österreichische Polizisten anfingen, die lokale jüdische Bevölkerung zusammenzutrieben und zu ermorden, begann der Grazer auf die Bitte einer im Betrieb angestellten jüdischen Sekretärin, mit Rettungsaktivitäten für gefährdete Jüdinnen und Juden nach Rumänien. Seine Aktivitäten wurden bald entdeckt und er wurde zum Tode verurteilt und 1943 hingerichtet.

Als gegen Ende des Ceau?escu-Regimes 1988 immer mehr Rumäninnen und Rumänen das Land über die Donau zu verlassen versuchten, halfen ihnen Grazerinnen und Grazer quer durch Jugoslawien nach Österreich, von wo aus sie vielfach legal weiter nach Kanada emigrieren konnten.

Dieses Schleppen und Schleusen von Personen aus humanitären Gründen, die aus rassistischen oder politischen Gründen verfolgt wurden, hat es immer schon gegeben. Die Folgen für die Schlepper waren aber sehr unterschiedlich und reichten vom Todesurteil bis zu Ehrungen.

Heimo Halbrainer (Historiker, Graz), Jogi Hofmüller (Informatiker, Graz)

Mittwoch, 21. Juni 2017, 19.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

 


 

 

Gerda Eisler: Eine Jugend in Graz und Tel Aviv

Buchvorstellung und Gespräch mit Gerda Eisler

Palästina ist herrlich, so schön und warm und so viel Sonne. Kommt schnell nach. Diese Zeilen schreibt Gerda Eislers Vater, Heinrich Engel, kurz nach seiner Ankunft in Tel Aviv an seine Familie in Graz. Also brechen die Mutter Rosa Engel und die Kinder Gerda und Alfred 1933 ebenfalls nach Tel Aviv auf, wo sich die Familie nach finanziellen Schwierigkeiten ein neues Leben aufbauen will. Schneller als ihre Eltern findet sich Gerda in dem fremden Land zurecht, besucht die Schule und lernt Hebräisch. Als 1936 der arabische Aufstand beginnt, fürchtet die Familie um ihre Sicherheit und kehrt kurz vor der Machtübernahme der Nazis nach Graz zurück. Von den Nationalsozialisten zur Ausreise gezwungen, flieht die Familie 1939 erneut nach Palästina. Andere Teile der Familie retten sich in die USA, nach Schweden oder Großbritannien. Einige Familienmitglieder jedoch wollen oder können Graz nicht verlassen und werden in die Vernichtungslager deportiert.

In Palästina heiratet Gerda einen Grazer, dient im Unabhängigkeitskrieg und beginnt ein neues Leben, ehe sie mit ihrem Mann 1969 nach Deutschland zieht. Immer wieder kehrt sie in den folgenden Jahren nach Graz und Tel Aviv zurück, zwei Orte, die ganz wesentlich ihr Leben bestimmt haben.

Lesung und Gespräch: Inga Fischer und Gerda Eisler

Montag, 26. Juni 2017, 19.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

 

 


 

Neue Kunst und neue Menschen

Buchpräsentation und Lesung

In seinen Erinnerungen schrieb Ernst Fischer, er habe Mitte der 1920er-Jahre den Roman So kann man nicht leben! verfasst und ihn Anfang der 30er- Jahre an mehrere Verlage geschickt.Dann kam Hitler dem Roman zuvor. Das Manuskript ist in der Emigration verlorengegangen. Er ist nicht verloren gegangen und ein langer Auszug ist erstmals im nun vorliegenden Band „Neue Kunst und neue Menschen. Literarische und essayistische Texte aus seinen Grazer Jahren (1918–1927)“ abgedruckt. Der Roman besitzt einen erheblichen zeitgeschichtlichen Wert, da er in hohem Maße als Schlüsselroman über das Graz der ersten Hälfte der 1920er Jahre gelesen werden kann. Er liefert zum einen die Diagnose der politisch-moralischen Krise der Nachkriegszeit und unterzieht zum anderen die eigene antibürgerliche Attitüde und das Milieu eines realitätsfernen Künstlertums einer scharfen Selbstkritik. Der Band bietet zudem eine Auswahl aus dem frühen Schaffen des österreichischen Politikers, Schriftstellers, Kultur- und Kunsttheoretikers und stellt ihn als vielseitigen Autor vor.

Ludwig Hartinger (Autor und Übersetzer, Salzburg), Karl Wimmler (Graz)

Donnerstag, 29. Juni 2017, 19 Uhr

Grazer Kunstverein / Burggasse 4 / 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO und Grazer Kunstverein