CLIO Programm September bis Dezember 2016

 

Programm als pdf zum download hier.

Eigensinn und Ansichtssachen

Filmvorführung und Filmgespräch anlässlich des 96. Geburtstags von Maria Cäsar

Im Film Eigensinn und Ansichtssachen erzählen 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges Frauen über die Geschichte der steiermärkischen Kleinstadt Judenburg. Maria Cäsar war dort im Widerstand gegen das Nationalsozialistische Regime aktiv. Sie lässt uns an ihren Erinnerungen und Gedanken über politische Entwicklungen teilhaben. Alexandra Links Familie wurde aus Judenburg vertrieben, sie spricht den Wunsch nach Stolpersteinen aus, um an die Ermordeten zu erinnern. Erinnerungszeichen wie Denkmäler und Straßennamen sind aber nur ein Teil der Sichtbarkeit oder Unsichtbarkeit von Geschichte. Der Film zeigt Frauen, die sich Gedanken über gesellschaftliche Missstände machen und sich trauen offen ihre Meinung zu sagen.

 

Film von Miriam Raggam und Brigitta Freigassner (AT 2015, 33 min)

Gespräch im Anschluss an den Film mit den Regisseurinnen, Maria Cäsar und Heimo Halbrainer

Freitag, 16. September 2016, 17.00 Uhr

Volkshaus / Lagergasse 98 a / 8020 Graz

Eine Veranstaltung von CLIO, KZ-Verband Steiermark und KPÖ-Bildungsverein

 


 

Schokolade für das Afrika-Korps

Buchpräsentation mit Lesung und Vortrag

 

Tanger: Internationale Zone. Seit 1923 war die marokkanische Hafenstadt neutrales Territorium, berühmt-berüchtigt für den freizügigen Umgang mit Geld, Sex und Drogen.

Anfang der 1940er Jahre setzt die Romanhandlung ein. Vordergründig handelt es sich um eine Schiebergeschichte, die Beschaffung eines riesigen Postens Schokolade für das Deutsche Afrika-Corps, das an den benachbarten Kriegsschauplätzen im Einsatz war.

Die Personen, die an dem Coup „mitnaschen“ wollen, sind satirisch überzeichnete Prototypen der damaligen Gesellschaft Tangers. Die Geschichte entwickelt sich in 32 Momentaufnahmen, schwungvoll und ironisch erzählt, sie bleibt bis zum Schluss spannend.

Alice Penkala (1902 in Wien – 1988 in Antibes, Frankreich) gelingt ein psychologisch scharf gearbeitetes Gesellschaftsporträt ihres Zufluchtslandes Marokko. Erstmals erscheint jetzt dieses Exilwerk, von Nadine Dobler ediert, als Buch.

 

Begrüßung: Veronika Zwerger (Österreichische Exilbibliothek)

Heimo Halbrainer (CLIO) spricht über das Exil in Tanger.

Nadine Dobler stellt die Autorin und das Buch vor.

Lesung aus dem Buch: Birgit Lehner

 

Dienstag, 20. September 2016, 19.00 Uhr

Österreichische Exilbibliothek im Literaturhaus / Seidengasse 13 / 1070 Wien

 

Eine Veranstaltung der Österreichische Exilbibliothek im Literaturhaus Wien und CLIO

 


 

Österreicherinnen und Österreicher im Spanischen Bürgerkrieg

Internationales Symposion

Der 80. Jahrestag des Spanischen Bürgerkriegs ist der Anlass, eine Leerstelle im sozialen Gedächtnis Österreichs zu füllen und aus einer interdisziplinären Perspektive über die Teilnahme der rund 1.400 Österreicher und Österreicherinnen nachzudenken. Neue Erkenntnisse in der internationalen Aufarbeitung des Themenbereichs, die Öffnung russischer Archive und die jüngsten Forschungsergebnisse zur österreichischen Geschichte der dreißiger und vierziger Jahre erlauben es, einen neuen Blick auf das Thema zu werfen. Im Rahmen der gedächtnispolitischen Debatte um den Stellenwert des Bürgerkriegs in der spanischen und europäischen Geschichte werden Themenkomplexe wie die künstlerische und literarische Verarbeitung, der Beitrag der Frauen, Übersetzen und Dolmetschen, ideologische Aspekte innerhalb der Internationalen Brigaden oder die Teilnahme von Österreichern auf Seiten der aufständischen Generäle behandelt.

 

Mittwoch, 5. Oktober

15.00-15.30 Begrüßung und Einführung

 

15.30-17.00

Georg Pichler (Madrid): „Entzweit auf ewge Tage“ – Die Aktualität des Spanischen Bürgerkriegs und der Franco-Diktatur

Karl Wimmler (Graz): Die aktuelle Sicht der österreichischen Medien auf den Spanischen Bürgerkrieg

 

17.30-19.00

Christoph Kugler (Frankfurt am Main): Wie entsteht eine private Sammlung zum spanischen Bürgerkrieg

Erich Hackl (Wien): Dichtung und Wahrheit. Über Josef Toch und seine Novelle „Der Mantel“

 

19.30

Konzert: „Musik gegen das Vergessen und Verdrängen“

Berndt Luef & Jazztett Forum Graz: Pedro Noda de la Cruz

 


 

Donnerstag, 6. Oktober

9.00-11.00

Linda Erker (Wien): Relegierte Interbrigadistas. Von der Universität Wien in den Spanischen Bürgerkrieg

Joachim Gatterer (Innsbruck): Lokalgeschichte und Weltliteratur. Überlegungen zur Historisierung von Interbrigadisten am Beispiel von Egon Erwin Kischs literarischer Reportage „Die drei Kühe“

Margit Franz (Graz): „Da Xie De Ren“ – die „spanischen Ärzte“ in China

 

11.30-13.00

Benito Bermejo (Madrid): Die republikanischen Spanier in Mauthausen (1940-1945)

Michaela Wolf (Graz): „Hundert Sprachen, doch ein Wille“ – Dolmetschen bei den Internationalen Brigaden

 

15.00-16.30

Barry McLoughlin (Wien): Moskau, die kommunistische Bewegung und die Interbrigaden: Interpretation einer Beziehung

Werner Abel (Freiberg, Deutschland): Die Kommission für ausländische Kader beim ZK der KP Spaniens und die internationalen Freiwilligen

 

17.00-18.30

Konstantin Kaiser (Wien): Irene Spiegel – eine US-amerikanische Mitkämpferin gegen den Franco-Faschismus

Jakob Matscheko (Graz): Österreicher für Franco

 

19.00 Filmpremiere

André Getreuer-Kostrouch, Ernest Kostrouch (Graz): „Unter Spaniens Himmel“ Auf den Spuren von Emil Kostrouch

 


 

Freitag, 7. Oktober

9.00-11.00

Heimo Halbrainer (Graz): Steirer und Steirerinnen an der Seite der spanischen Republik

Günter Eisenhut (Graz): Goldy Parin-Matthèy und Ferdinand Bilger – eine Röntgenassistentin und ein Chemiker aus Graz im Spanischen Bürgerkrieg

Reinhard Müller (Graz): Die anarchistischen Gruppen „Brot und Freiheit“ und „Licht“, Spanien in ihren Grazer Untergrundzeitungen

 

11.30-13.00

Irene Filip (Wien): Österreichische Frauen in den Internationalen Brigaden und auf Seiten der Spanischen Republik

Almudena Cros (Madrid): El legado de las Brigadas Internacionales

 

Eine Veranstaltung des Vereins „prenninger gespräche“ in Kooperation mit CLIO und GrazMuseum

 


 

Samstag, 8. Oktober 2016

Exkursion in die Kulturpension Prenning`s Garten, Übelbacherstrasse 161, 8121 Deutschfeistritz

Kuratorenführung mit Georg Pichler, Heimo Halbrainer und Günter Eisenhut durch die Ausstellungen: „Camaradas. Österreicher im Spanischen Bürgerkrieg 1936 – 1939“ und „Unser Herz ist international! Steirerinnen und Steirer im spanischen Bürgerkrieg

Gemütliches Beisammensein und Buffet

 


 

 

Fluchtbewegungen: Daniel Zipfel & Manfred Wieninger

Manfred Wieninger liest aus Die Banalität des Guten.

Daniel Zipfel liest aus Eine Handvoll Rosinen.

 

Bis zum Januar 1942 transportierte der in Wilna stationierte Wiener Feldwebel Anton Schmid mit selbst ausgefertigten Marschbefehlen über dreihundert Juden aus dem Ghetto von Wilna nach Weißrussland, wo sie den Holocaust überlebten. Manfred Wieninger versucht in seinem Roman Die Banalität des Guten die Geschichte des Feldwebels zu erzählen, so genau, so wahrhaft es die Quellen, die Akten und Berichte nur zulassen.

 

Daniel Zipfel befasst sich in seinem Romandebüt Eine Handvoll Rosinen, das in Österreich im Jahr 2003 spielt, mit Flüchtlingen, Schleppern und Asylbürokraten. Ludwig Blum, Fremdenpolizist in Traiskirchen, glaubt an Gesetze und Gerechtigkeit. Bis es um die Abschiebung von Aram Khalil geht und im Zuge einer Betreuungskrise Hunderte Flüchtlinge auf der Straße schlafen müssen. Da beginnt er an den Gesetzen zu zweifeln. Und ein Schlepper führt ihm eine andere Art der Ordnung vor Augen.

 

Moderation: Agnes Altziebler, Heimo Halbrainer

 

Dienstag, 18. Oktober 2016, 19.00 Uhr

Literaturhaus Graz / Elisabethstraße 30 / 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO und Literaturhaus Graz

 


 

Schokolade für das Afrika-Korps

Buchpräsentation mit Lesung und Vortrag

 

Tanger: Internationale Zone. Seit 1923 war die marokkanische Hafenstadt neutrales Territorium, berühmt-berüchtigt für den freizügigen Umgang mit Geld, Sex und Drogen.

Anfang der 1940er Jahre setzt die Romanhandlung ein. Vordergründig handelt es sich um eine Schiebergeschichte, die Beschaffung eines riesigen Postens Schokolade für das Deutsche Afrika-Corps, das an den benachbarten Kriegsschauplätzen im Einsatz war.

Die Personen, die an dem Coup „mitnaschen“ wollen, sind satirisch überzeichnete Prototypen der damaligen Gesellschaft Tangers. Die Geschichte entwickelt sich in 32 Momentaufnahmen, schwungvoll und ironisch erzählt, sie bleibt bis zum Schluss spannend.

Alice Penkala (1902 in Wien – 1988 in Antibes, Frankreich) gelingt ein psychologisch scharf gearbeitetes Gesellschaftsporträt ihres Zufluchtslandes Marokko. Erstmals erscheint jetzt dieses Exilwerk, von Nadine Dobler ediert, als Buch.

Heimo Halbrainer spricht über das Exil in Tanger und Alice Penkala.

Lesung aus dem Buch: Andrea Schramek (Schauspielerin, Graz)

Donnerstag, 27. Oktober 2016, 18.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

 


 

Langes Schweigen. Der Nationalsozialismus in österreichischen Schulbüchern

Vortrag

 

„Langes Schweigen“ herrschte im Österreich der Nachkriegszeit über die dunklen Jahre des NS-Faschismus, auch und gerade in den Schulen. Robert Krotzer hat 30 Schul-Geschichtsbücher der Zweiten Republik darauf untersucht, wie in ihnen der Aufstieg des Faschismus, die NS-Ideologie, die Shoah oder auch der antifaschistische Widerstand über die Jahrzehnte hinweg dargestellt wurden. Daraus ist das Buch „Langes Schweigen. Der NS-Faschismus in österreichischen Schulbüchern“ entstanden, das einen kritischen Blick auf den „schlampigen“ Umgang Österreichs mit seiner braunen Vergangenheit freilegt, aber auch die Ermutigung für eine Geschichtsvermittlung, die gerade junge Menschen befähigen soll, aus der Vergangenheit für eine lebenswerte Zukunft zu lernen.

 

Mag. Robert Krotzer (Lehrer und Historiker, Graz)

Montag, 7. November 2016, 19.00 Uhr

Universitätsplatz 3, 2. Stock, HS 01.22 im Hauptgebäude

 

Eine Veranstaltung von CLIO, Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz und erinnern.at

 


 

 

Die sogenannten „Grenzführer“ an der jugoslawisch-österreichischen Grenze in den Fünfzigerjahren: Hilfe, Verrat oder Geschäft?

Vortrag

 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges schloss Jugoslawien seine Grenze zu Österreich und überwachte sie streng. Nur mit sehr guter Ortskenntnis oder mit Unterstützung durch sogenannte „Grenzführer“ schien es möglich, das Land zu verlassen. Diese Tatsache machten sich der jugoslawische Geheimdienst UDB ebenso zu Nutze wie geschäftstüchtige Kenner des Grenzverlaufs. Auch Frauen waren in diesem oft zweifelhaften Geschäft aktiv. Hilfe beim illegalen Grenzübertritt kam aber auch oft von Familienmitgliedern, die in Grenznähe lebten. Die österreichische Gendarmerie war sehr interessiert, Namen, Adressen oder etwas über die Arbeitsweise dieser Grenzführer von den ankommenden Flüchtlingen zu erfahren. Der Informationsfluss blieb jedoch dürftig.

 

Dr. Edda Engelke (Historikerin, Frohnleiten/Graz)

Mittwoch, 9. November 2016, 18.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

 


 

„Gedächtnis im Wandel“ – Transformationen der europäischen Erinnerungskultur seit 1989

Tagung

 

Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Zerfall der bipolaren Weltordnung ab 1989 wurden in allen europäischen Ländern scheinbare Gewissheiten nationalen Selbstverständnisses in Frage gestellt. Damit einher ging ein Bedeutungsgewinn von Fragen nach der Erinnerung und der Verfasstheit des kulturellen Gedächtnisses, die nicht zuletzt in Zeiten der heterogenen politischen und ökonomischen Krisen sowie den Verwerfungen innerhalb des europäischen Einigungsprozesses virulenter werden. Das Symposion widmet sich eben diesen Transformationen des Gedächtnisses seit 1989 aus einer zentral/europäischen Perspektive und geht den unterschiedlichen nationalen und transnationalen Erzählungen nach.

 

Eröffnung: Heimo Halbrainer | Gerald Lamprecht

Wandlungen des europäischen Gedächtnisses seit 1989: Heidemarie Uhl (Wien)

The Changes in the Post-Socialist Memorials in former Yugoslavia: A Total Makeover?: Jovana Mihajlovi? Trbovc | Oto Luthar (Ljubljana/Slowenien)

Postsozialistische Erinnerungskonflikte und das Revival der kollektiven Unschuld: Ljiljana Radoni? (Wien)

Zwischen „nationaler Identitätsbildung“ und „Geschichtsfälschung“ – ungarische Gedenkpolitik(en) nach 1945: Ursula Mindler-Steiner: (Budapest/Ungarn – Graz)

Leiden ohne Opfer? Strategien der Integration von Rom*nija in hegemoniale Gedächnisse zentraleuropäischer Staaten: Stefan Benedik (Graz)

 

Freitag, 18. November 2016, 14.00 – 18.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz

 

Eine Veranstaltung von CLIO, Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz und erinnern.at

 


 

 

Illegal nach Palästina: Der „Lisl-Transport“ – eine Aktion zur Rettung von Grazer Jüdinnen und Juden.

Vortrag

 

Der „Lisl“-Transport zählte zu den wichtigsten Initiativen zur Rettung von Grazer Jüdinnen und Juden während der NS-Zeit. Das Zustandekommen dieses illegalen Flüchtlingstransportes in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina war den gemeinsamen organisatorischen Bemühungen des jüdischen Anwalts Willy Perl, der Wiener Sektion des zionistischen Sportverbandes „Makkabi“ und des „Provinzreferates“ der Grazer Kultusgemeinde zu verdanken. Dieses innerhalb der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde eingerichtete „Provinzreferat“ sollte die von den Nationalsozialisten geforderte möglichst rasche Auswanderung der steirischen jüdischen Bevölkerung gewährleisten.

720 Personen verließen am 29. April 1939 an Bord des DDSG-Schiffes „Helios“ Wien in Richtung Gallatz (Gala?i), wo sie am 4. Mai auf die „Lisl“ umgeschifft wurden, einen ehemaligen Viehfrachter, der für den Transport von Menschen adaptiert worden war. Rund 200 weitere Passagiere kamen hier, in Rumänien, an Bord. Das Schiff wurde am 3. Juni 1939 vor der Küste Palästinas von den Mandatsbehörden aufgebracht, die die Flüchtlinge jedoch kurz nach der Landung freiließen.

 

Dr. Gabriele Anderl (Historikerin, Wien)

Mittwoch, 30. November 2016, 18.00 Uhr

GrazMuseum / Sackstraße 18 / 8010 Graz