Frühjahrsprogramm 2011

 

 


 

Die evangelische Kirche in Graz und ihre „Judenchristen“ zwischen 1880 und 1955

Buchpräsentation


Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland im März 1938 wurden Juden und Jüdinnen einer Vielzahl von Repressions- und Verfolgungsmaßnahmen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Wer als „Jude“ galt war nun keine Frage der Selbstbestimmung mehr, sondern wurde auf Grundlage rassistischer Kriterien durch die „Nürnberger Rassengesetze“ geregelt. Auf diese Weise wurden viele, deren Eltern oder die selbst aus der jüdischen Gemeinschaft ausgetreten und zum Christentum konvertiert waren, für die Nationalsozialisten zu „Juden“. Sie wurden als so genannte „Judenchristen“ oder „Geltungsjuden“ fortan ebenso verfolgt, wie jene Menschen, die sich selbst als jüdisch deklarierten. Der Vortrag und das Buch widmet sich – eingebettet in die allgemeine Geschichte der jüdischen Gemeinde von Graz und der evangelischen Pfarrgemeinde Graz-Heilandskirche – dem Schicksal einzelner Gemeindemitglieder während der NS-Zeit und beleuchtet die Auseinandersetzung mit dieser Phase der Geschichte nach 1945.

Dr. Heimo Halbrainer und Dr. Gerald Lamprecht (Historiker, Graz)

 

Dienstag, 5. April 2011, 19.00 Uhr

Martin Luther Haus / Kaiser-Josef-Platz 9 / 8010 Graz


Eine Veranstaltung von CLIO, dem Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz und dem Evangelischen Bildungswerk Steiermark.

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Österreichische Freimaurer im Nationalsozialismus

Vortrag


Im Gegensatz zu Deutschland waren die österreichischen Freimaurer der Zwischenkriegszeit mehrheitlich jüdischer Herkunft und proeuropäisch orientiert. Unmittelbar nach dem „Anschluss“ 1938 inhaftierte die SS führende Freimaurer und nötigte sie zur Übergabe des Logenbesitzes. Nichtjüdischen Mitgliedern bot das NS-Regime die Möglichkeit zur Anpassung, es gab aber auch Einzelfälle von aktivem Widerstand. Zum Verräter mutierte Dr. Kurt Reichl, der als Informant für die SS arbeitete. Im Exil entstanden Logen nach österreichischem Vorbild in New York und Buenos Aires. In London und Sydney wurde dies verhindert, in Jerusalem und Tel Aviv schlossen sich die Entkommenen deutschen Logen an. Dank amerikanischer Hilfe gelang bereits 1945 die Neugründung einer österreichischen Großloge.

Dr. Marcus G. Patka (Historiker und Kurator im Jüdischen Museum der Stadt Wien)

 

Dienstag, 12. April 2011, 19.00 Uhr

stadtmuseumgraz / Sackstraße 18 / 8010 Graz

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Flucht nach Deutschland: Die österreichische Legion 1933–1938

Vortrag und Buchpräsentation


Nach dem Verbot der NSDAP in Österreich flohen ab Juni 1933 Zigtausende ins Deutsche Reich, wo sie in so genannten „Hilfswerklagern“ kaserniert und militärisch gedrillt wurden, um im Falle eines Einmarsches sofort eingesetzt zu werden. Da der Zusammenbruch des Ständestaats nicht erfolgte, entlud sich vielfach die Aggression in gewalttätige Übergriffe gegen die Einwohner umliegender Dörfer und Kleinstädte. Als sie schließlich 1938 in ihre Heimat zurückkehrten, bereicherten sie sich hemmungslos im Zuge der „Arisierungen“.

Dr. Hans Schafranek (Historiker, Wien)

 

Dienstag, 26. April 2011, 19.00 Uhr

stadtmuseumgraz / Sackstraße 18 / 8010 Graz

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Im Schatten des Hochschwab

Skizzen aus dem steirischen Widerstand

Lesung und Buchpräsentation


Im Sommer 1946 begann der Journalist und Verleger, der Grazer Josef Martin Presterl, mit den Recherchen zu einem Buch über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus in der Steiermark, das 1947 unter dem Titel Im Schatten des Hochschwab als Buch hätte erscheinen sollen. Es kam aber anders. Presterl wurde im Oktober 1947 in Jugoslawien festgenommen und im Zuge des „Dachauer-Prozesses“, eines titoistischen Schauprozesses, im April 1948 zum Tode verurteilt und hingerichtet.


Neben der tragischen Geschichte des Autors stellen Heimo Halbrainer und Karl Wimmler das Buch von Presterl vor.

Dienstag, 3. Mai 2011, 19.00 Uhr

stadtmuseumgraz / Sackstraße 18 / 8010 Graz

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Orte des ewigen Friedens, Orte der Erinnerung

Der Israelitische Friedhof in Graz

Rundgang


Der jüdische Friedhof ist ein Sinnbild der Vergänglichkeit allen Lebens und im Erscheinungsbild eng mit den im Judentum festgelegten Glaubensvorschriften verknüpft. Der Grazer Friedhof wurde 1864 angelegt und gibt Einblicke in die Geschichte jüdischen Lebens im 19. und 20. Jahrhundert.

Dr. Heimo Halbrainer und Dr. Gerald Lamprecht (Historiker, Graz)

Donnertag, 5. Mai 2011, 15.00 Uhr

Treffpunkt: Israelitischer Friedhof (Wetzelsdorferstraße / Alte Poststraße)

Begrenzte TeilnehmerInnenzahl!

Anmeldung erforderlich unter: Tel. 0676/6485414 oder Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann.

Eine Kooperationsveranstaltung von CLIO, dem Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz, erinnern.at und IKG Graz

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Kaiser von Amerika: Die große Flucht aus Galizien

Lesung


Die Freiheitsstatue: Hunderttausende ließen sich um 1900 von diesem verlockenden Bild über den Ozean locken. Damals hatte in Galizien (heute Polen und Ukraine), dem Armenhaus der Habsburger-Monarchie, eine Welle der Emigration eingesetzt. Kleinbauern, Handwerker, jüdische „Luftmenschen“, sie alle suchten eine bessere Zukunft. Der Kaiser von Amerika, meinten sie, werde sie nach ihrer Flucht freudig willkommen heißen. Aus dieser Hoffnung entwickelte sich rasch ein einträgliches Geschäft.

Martin Pollack (Autor und Übersetzer, Wien)

Dienstag, 10. Mai 2011, 20.00 Uhr

Literaturhaus Graz / Elisabethstraße 30 / 8010 Graz


Ein Veranstaltung des Centrums Jüdischer Studien der Universität Graz, Literaturhaus Graz, CLIO und Erinnern

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Erinnern und vergessen

Spurensuche zur Zeit 1938 bis 1945 in Graz

Rundgang


Man findet sie auf Häuserwänden oder in Parkanlagen, versteckt hinter Büschen und in Eingangsfluren oder öffentlich präsent im Stadtbild: Gedenktafeln, Denk- und Mahnmäler. Täglich kommen wir auf unseren Wegen durch Graz an solchen Erinnerungszeichen vorbei. Welche Geschichte wird dabei über die Jahre 1938 bis 1945 erzählt?

Dr. Heimo Halbrainer und Dr. Gerald Lamprecht (Historiker, Graz)

Freitag, 20. Mai 2011, 15.00 Uhr

Treffpunkt: Burgtor

Begrenzte TeilnehmerInnenzahl!

Anmeldung erforderlich unter Tel. 06766485414 oder Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann.

Eine Veranstaltung von CLIO, dem Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz und erinnern.at

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Von Belgrad bis Judenburg

Eine transnationale Sabotageorganisation im Jahr 1940

Vortrag und Buchpräsentation


Am 19. Mai 1940 jubelte Deutschland über den Einmarsch der Wehrmacht in Brüssel. Der steirische Arbeiter Engelbert Glitzner tat an diesem Tag anderes. Er montierte an den Schienensträngen der Südbahn Sprengstoff, um die deutsche Kriegsmaschine zu schädigen. Glitzner war in einer transnationalen Sabotageorganisation tätig, die vom Reichssicherheitshauptamt in Berlin als „Sabotage- und Terrororganisation in der Ostmark“ bezeichnet wurde. Der Vortrag skizziert die außergewöhnliche Kooperation britischer Agenten, jugoslawischer Antifaschisten und österreichischer NS-Gegner in den Jahren 1939/40 und die vehemente deutsche Reaktion.

Dr. Peter Pirker (Politikwissenschaftler, Wien)

Dienstag, 24. Mai 2011, 19.00 Uhr

stadtmuseumgraz / Sackstraße 18 / 8010 Graz

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Österreichische Frauen auf Seiten der Spanischen Republik

75 Jahre Spanischer Bürgerkrieg – 75 Jahre Internationale Brigaden

Vortrag


Als im Juli 1936 Franco putschte, eilten tausende demokratisch und antifaschistisch gesinnte Menschen aus aller Welt der Spanischen Republik zu Hilfe. Unter den nahezu 1400 ÖsterreicherInnen, die als „Freiwillige der Freiheit“ nach Spanien gingen, waren auch ungefähr 40 Frauen, die vor allem im Sanitätsdienst der am 22. Oktober 1936 gegründeten Internationalen Brigaden wirkten. Ihre Lebenswege stehen diesmal im Mittelpunkt des Vortrages.

Irene Filip (Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes – Spaniensammlung)

Montag, 30. Mai 2011, 19.00 Uhr

stadtmuseumgraz / Sackstraße 18 / 8010 Graz

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Auswandern, emigrieren, fliehen

Grazer Jüdinnen und Juden in Palästina in den 1930er Jahren

Vortrag


Durch das Aufeinandertreffen von Rettungsbewegung für die von den Nationalsozialisten Verfolgten und der Verwirklichung der zionistischen Idee nimmt Palästina im Vergleich zu anderen Emigrationsländern eine Sonderstellung ein. Auch zahlreiche Grazer Jüdinnen und Juden fanden im für sie weitgehend unbekannten Palästina Zuflucht, wobei nicht wenige noch vor 1938 im Rahmen der von zionistischen Organisationen getragenen Alijah in Erez Israel einwanderten.


Mag. Victoria Kumar (Historikerin, Graz)

Dienstag, 7. Juni 2011, 19.00 Uhr

stadtmuseumgraz / Sackstraße 18 / 8010 Graz

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